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Darmstadt Aktuell

Wissenschaftsstadt Darmstadt gibt Präsentation des historischen Brunnens aus Frankensteiner Zeit in Eberstadt frei

(stip) – Samstag, 16.03.2024

Brunnendeckel mit der Aufschrift „Brunnen der Frankensteiner Kellerei um 1500“ in Eberstadt © Lutz Achenbach

Am heutigen Samstag (16.) hat Oberbürgermeister Hanno Benz die Präsentation eines historischen Brunnens aus Frankensteiner Zeit in Eberstadt freigegeben. Neben dem Brunnendeckel mit der Aufschrift „Brunnen der Frankensteiner Kellerei um 1500“ gehört eine am benachbarten Gebäude angebrachte Glastafel mit Text und QR-Code zur Präsentation des historischen Ortes. Der Brunnendeckel deckt einen über neun Meter tief gemauerten Brunnenschacht ab, der Ende 2020 bei Bauarbeiten für den neuen Anna-von-Frankenstein-Weg entdeckt wurde. Die Federführung für diese Arbeiten lag beim städtischen Eigenbetrieb Immobilienmanagement Darmstadt (IDA). Das Arrangement ist Teil des Eberstädter Geschichtsrundganges mit 20 Stationen.

Dazu Oberbürgermeister Benz: „Hier wird ein weiterer Ort in Eberstadt hervorgehoben, der Geschichte veranschaulicht und an dem Interesse für den eigenen Stadtteil im wahrsten Sinne des Wortes vertieft werden kann. Durch die Einbindung in den Geschichtsrundgang wird der Brunnen in den Kontext der Eberstädter Geschichte gestellt. Hierfür danke ich dem Geschichtsverein Eberstadt-Frankenstein, der Bezirksverwaltung Eberstadt, der Denkmalschutzbehörde, IDA und dem Mobilitätsamt, ebenso den aufmerksamen Nachbarn, die den Brunnen während der Bauarbeiten bemerkten“.

Dr. Erich Kraft vom Geschichtsverein und Bezirksverwalter Ludwig Achenbach wurden von diesen Nachbarn informiert, nachdem bei den Arbeiten für den neuen Weg ein Mühlstein zum Vorschein kam, der auf zwei Stahlträgern über einem Schacht lag. Der aufgefundene Brunnenschacht wurde unter Leitung des Bezirksarchäologen Thomas Becker untersucht und dokumentiert. In Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde und HessenArchäologie sicherte das Mobilitätsamt das Bodendenkmal. Der offene Schacht wurde mit einer großen Betonplatte mit einer eingelassenen Öffnung in der Mitte für einen provisorischen Kanaldeckel abgedeckt, damit die Arbeiten für den Anna-von-Frankenstein-Weg fortgeführt werden konnten.

Archäologisches Zeitfenster
Der Geschichtsverein Eberstadt-Frankenstein machte daraufhin den Vorschlag eines „Archäologischen Zeitfensters“, um die Fundstelle zur Besichtigung zugänglich zu machen. Eine von Bezirksverwalter Achenbach koordinierte Arbeitsgruppe mit Geschichtsverein, Denkmalbehörde, IDA und Mobilitätsamt entschied sich für diese Lösung: Der Brunnenschacht ist erlebbar durch einen Film, der bei einer Kamerabefahrung des Mobilitätsamtes entstanden und jetzt über einen QR-Code auf der erwähnten Glastafel abrufbar ist. Der Film gestattet einen Blick auf das einwandfreie Mauerwerk des Schachtes und ein Querschnitt zeigt, auf welchem Tiefenniveau man sich gerade befindet.

Die zeittypische Schwabacher Frakturschrift und das Frankensteiner Wappen auf dem Brunnendeckel weisen auf die Frankensteiner Vergangenheit hin. Ausführendes Unternehmen war die Bormuth Metallkultur GmbH aus Groß-Umstadt. Der Deckel enthält außerdem ein Darmstadtlogo, da IDA die Finanzierung und Steuerung der praktischen Arbeiten übernommen hatte. Der Deckel ist verschlossen und mit einem festen Gitter darunter gesichert.

Dr. Kraft erläutert die historischen Hintergründe: „Bislang wusste man nur schriftlich von der Existenz eines alten frankensteinischen Brunnens, aber die genaue Stelle kannte niemand mehr. Doch nun wurde dieser tatsächlich entdeckt. In einem Kaufvertrag von 1797 heißt es, er habe ‚lebendiges Wasser zum Trinken und Kochen‘ enthalten. Der Schachtboden wurde damals in der Regel mit Kieselsteinen ausgelegt, damit der Schöpfeimer keinen Dreck aufwirbelte. Im 19. Jahrhundert wurde im Zuge einer neuen Bebauung der Schacht mit einem Mühlstein verschlossen. Bis zu den Bauarbeiten am neuen Weg geriet er in Vergessenheit. Der Brunnenfund zeigt, wie vorausschauend die Namensgebung Anna-von-Frankenstein-Weg war. Dieser Weg umgrenzt exakt den Bereich, wo die Frankensteiner seit 1497 ihre Wohn- und Verwaltungsgebäude mit Scheunen und Stallungen hatten. Zudem wohnte und wirkte hier die sozial engagierte Anna von Frankenstein (gest. 1622) über 20 Jahre als Ortsherrin von Eberstadt. Der Brunnenfund komplettiert die besonderen historischen Bezüge dieses Ortes, die sich hier geradezu konzentrierten: Die erst kürzlich wenige Meter weiter entdeckte Gedenktafel für Clara von Frankenstein um 1540, das noch bestehende Wohnhaus der Frankensteiner jüngere Linie von 1575, um das der Weg führt, und nun der Brunnen, hier passt wirklich alles zusammen!“

Hierzu Darmstadts Denkmalschützer Olaf Köhler: „In Zusammenarbeit mit allen Beteiligten wurde eine gute Lösung gefunden, die nicht nur den Erhalt dieses für die Geschichte Eberstadts wichtigen Bodendenkmals sicherstellt, sondern es auch auf kluge Weise in das Vermittlungsprojekt Historischer Eberstädter Orte einbindet.“

„Mit dem sorgsam gestalteten Deckel und der Hinweistafel wird auf gelungene Weise auf ein eigentlich nicht sichtbares Bodendenkmal im Rahmen des Geschichtsrundgangs hingewiesen“, freut sich Denkmalschutzdezernent Michael Kolmer, der im letzten Jahr das Vermittlungsprojekt vorgestellt hatte, an dem die Gutenbergschule, der Geschichtsverein, die Bezirksverwaltung, die Denkmalschutzbehörde und die Dotter-Stiftung beteiligt sind.

„Hier wurde nun die 19. Tafel angebracht. Die Nummer 20 wird am alten Haupteingang des Klinikgeländes folgen, wenn dieses der Öffentlichkeit wieder zugänglich sein wird“, erläutert Achenbach. Der Mühlstein wird momentan beim Haus der Vereine gelagert, bis für ihn eine angemessene Verwendung gefunden ist. Bezirksverwalter Achenbach betont, dass der Rundgang auch zeitgeschichtliche Themen umfasst wie die Landesprovinzialpflegeanstalt oder die Gedenktafel für die Eberstädter Synagoge an der Modaubrücke, die 1938 zerstört wurde. Zur Idee des Rundganges gehöre es, dass Schulprojekte weitere Inhalte zu den Stationen beitragen können, die dann mittels QR-Code und Internet zugänglich sind. Gedruckte Broschüren sind bei der Bezirksverwaltung erhältlich.

Wichtige Mitteilung
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