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Darmstadt Aktuell

Raubkunst: Wissenschaftsstadt Darmstadt restituiert das Gemälde „Templerschloss“ von Eugen Bracht an die Nachkommen von Karl Jacob Mayer

(ono) – Donnerstag, 27.05.2021

Sozial und kulturell engagierter Bürger Darmstadts, Ehrensenator der TU

Gemälde "Templerschloss" von Eugen Bracht © Institut Mathildenhöhe

Provenienzforschung am Institut Mathildenhöhe zur Städtischen Kunstsammlung Darmstadt hat jetzt zur Rückgabe des Gemäldes „Templerschloss“ von Eugen Bracht an die Nachkommen des Ehrensenators und Generalkonsuls Karl Jacob Mayer (1894-1976) geführt.

„Darmstadts jüdische Bürgerinnen und Bürger sind während der Zeit des Nationalsozialismus systematisch ausgegrenzt und verfolgt worden“, betont Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Ich danke den Mitarbeitenden des Instituts Mathildenhöhe für die gründliche Ermittlung und Beurteilung dieses Falles schändlicher Entrechtung und Beraubung. Die Restitution des Kunstwerks ist nicht nur eine Selbstverständlichkeit angesichts des Unrechts, das Karl Jacob Mayer widerfahren ist, sie erinnert uns auch erneut an das Leiden der jüdischen Bürgerschaft Darmstadts, an dessen Ende für viele die Ermordung stand.“

Im Zuge des vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekts „Erforschung der Provenienzen des Gemäldebestandes der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt“ war das Werk „Templerschloss“ von Eugen Bracht zunächst als Verdachtsfall identifiziert worden und wurde schließlich als Raubkunstfall bestätigt. Auslöser für die genauere Untersuchung waren das Erwerbungsdatum des Werks, 1936, sowie Informationen über den ehemaligen Besitzer Karl Mayer. Durch intensive Recherchen wurden die Hintergründe des unrechtmäßigen Ankaufs aufgearbeitet und anschließend Erben von Karl Mayer gefunden. Nach der 2015 erfolgten Rückgabe des Gemäldes „Frühlingssturm“ von Ludwig von Hofmann bildet der „Templerschloss“ den zweiten Restitutionsfall der Städtischen Kunstsammlung Darmstadt.

Karl Jacob Mayer (1894-1976) stammte väterlicherseits aus einer angesehenen Mainzer Kaufmannsfamilie; seine Mutter war Darmstädterin. Mayer zog nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg 1917 für eine Tätigkeit in der familieneigenen Eisengroßhandlung Gebrüder Trier nach Darmstadt. Gesellschaftlich und sozial betätigte sich Mayer als Landesvorstand des Deutschen Roten Kreuzes Hessen und als Hauptvorstand und Schatzmeister im Alice-Frauenverein des Roten Kreuzes. Auch in der vom Großherzog Ernst Ludwig geförderten „Schule der Weisheit“ von Hermann Graf Keyserling war Mayer Mitglied. Überdies engagierte er sich in der Vereinigung der Freunde der Technischen Hochschule zu Darmstadt. Wegen seiner Verdienste um den Ausbau des Hochschulstadions wurde er im Juni 1928 zum Ehrensenator ernannt. Überdies übte Mayer ein Amt als Persischer Generalkonsul aus und war Mitglied der Industrie- und Handelskammer.

Neben Gemälden und Graphiken sammelte Mayer antiquarische Bücher und antike Uhren. 1924 stellte er für eine Ausstellung in der Darmstädter Kunsthalle zahlreiche Leihgaben zur Verfügung. Infolge der Weltwirtschaftskrise geriet Mayers Unternehmen Anfang der 1930er Jahre in Zahlungsschwierigkeiten und im Frühjahr 1933 in Konkurs. Für eine Reise nach Teheran verließ Mayer Ende 1932 Darmstadt. Nach der Machtergreifung durch den Nationalsozialismus Anfang 1933 kehrte er nicht wieder nach Deutschland zurück.

Schon Ende Februar 1933 erschienen diskreditierende und antisemitische Artikel über Mayer. Es erfolgte ein Ausschluss aus der Industrie- und Handelskammer sowie eine Aberkennung des Ehrensenatortitels durch die Technische Hochschule Darmstadt (2015 rehabilitiert). Mayer galt nach den antisemitischen „Nürnberger Rassegesetzen“ als Jude. Seine Familienangehörigen wurden alle auf unterschiedliche Weise Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung.

Im Rahmen des in Mayers Abwesenheit abgewickelten Konkursverfahrens wurde am 15. Juli 1936 seine Kunstsammlung versteigert. Die Stadt Darmstadt kaufte auf dieser Versteigerung das Gemälde „Templerschloss“ von Eugen Bracht deutlich unter Marktwert für die im Aufbau befindliche Städtische Kunstsammlung. Das Werk wurde 1937 im Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe präsentiert und auch nach 1945 wiederholt ausgestellt.

Weitere Informationen zur Provenienzforschung in Darmstadt unter: www.mathildenhoehe.eu/provenienzforschung

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