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Freunde aus aller Welt willkommen in Turin
Schon am ersten Tag des Weltkongresses, beim „movada foiro“ (einem Markt der Aktivitäten) haben sich die Vertreter aus den Partnerstädten versammelt, um gemeinsam beim Aperitivo (mit Wein aus Roßdorf und Groß-Umstadt sowie Apfelsaft aus unserer Region) auf das Wiedersehen anzustoßen. Leider waren die Alkmaarer und die Grazer kurzfristig verhindert, aber dennoch konnten sich Darmstädter mit den Bresciani, mit Trondheimern und TroyanerInnen treffen. Ebenso dabei waren der Vorsitzende der italienischen Esperantisten, der Fachreferent des Esperanto-Weltverbands für Städtepartnerschaften, die Vertreter der Städtepartnerschaft Paris-Rom und einige andere Menschen, mit denen die Darmstädter im Rahmen des touristischen Vorkongresses bereits nette Bekanntschaften geschlossen haben. Ein Renner waren die für die Gäste mitgebrachten Gläser vom Grenzgang 2023 mit dem Motiv der Partnerschaftsjubiläen. Kleiner Höhepunkt des Empfangs war der Austausch von kleinen Geschenken: Detlef Haußner erhielt ein T-Hemd mit chemischen Zeichen, die seinen Namen wiedergeben und Luigi Fraccaroli wurde mit Nudeln eines bekannten italienischen Herstellers bedacht (Gemelli=Zwillinge), die er in Italien noch nicht gesehen hatte („Nudeln nach Turin tragen“).
Nach dieser herzlichen Begegnung ging es zum Kongressgeschehen weiter, das sich dem Oberthema „Einwanderung – Zusammenfluss menschlicher Werte“ widmete. Das klimatisierte Polytechnikum Turin stellte die Tagungsräume zur Verfügung und ein neues Kulturzentrum (OGR - das frühere und nun beispielhaft inwertgesetzte Eisenbahnausbesserungswerk mit seinen riesigen Hallen) gab das Aktionsfeld für die Abendveranstaltungen.
Neben den Fachvorträgen zum Thema gab es weitere Präsentationen. So konnte der Fachreferent für Partnerstädte über 100 Teilnehmende begrüßen, die alle mehr über die Städtepartnerschaftsbewegung wissen wollten. In einem kleinen Film konnte man die Verbindung ROM-PARIS und deren gemeinsame Aktivitäten näher kennenlernen. Außerdem gab es neben Diskussionsbeiträgen auch Handreichungen für Interessierte, wie man als Esperantist eine Städtepartnerschaft gründen und beleben kann. Ein gutes Beispiel konnten die Darmstädter geben mit ihren vielfältigen Treffen und der regelmäßigen Skype-Runde, die seit Beginn der Pandemie wöchentlich tagt.
Neben der eigentlichen Themenveranstaltung und den kulturellen Angeboten gibt es auch immer ein Begleitprogramm, das zum Teil Interessantes am Ort, aber auch in der Umgebung vorstellt. Die Stadt Turin erwies sich als Schatzkammer mit vielen Museen und Palastanlagen. Während eines abendlichen Festbanketts in den königlichen Gartenanlagen konnten die Esperantisten sogar die herausragende Galleria Sabauda (Galerie der Savoyer) als besondere Dreingabe in Augenschein nehmen. Ein willkommenes Intermezzo zwischen Hauptspeise und Nachtisch. Danach gab es in den Gärten noch eine „Esperantobewegung“ mit Live-Musik und Tanz. Und für die Darmstädter gab es eine zusätzliche Überraschung: ein japanisches Ehepaar saß zufällig am selben Tisch mit uns – wie vor über zwanzig Jahren, als sie einmal bei einer Darmstädter Esperantistin zu Gast waren und wir zum Essen kamen – jetzt saßen wir wieder bei ihnen und Australiern, Finnen und Koreanern.
Schon das Ende des Kongresses in Sicht haben unsere Freunde aus Troyes sich revanchiert und auch einen Empfang gegeben – mit mitgebrachten Spezialitäten und einem wundervollen Ratafia aus der Partnerstadt Troyes in der Champagne.
Zur feierlichen Beendigung des Kongresses verabschiedeten die Teilnehmer unter der Leitung des in Deutschland bekannten Journalisten Thomas Bormann noch eine Resolution zum Schutz der Flüchtlinge und zum positiven Wert der Migration.
Turin war überraschend anders, als wir dachten. Wir erwarteten eine Industriestadt und fanden eine große Barockstadt mit sehr vielen Sehenswürdigkeiten. Und während wir unter Hitze und großer Schwüle litten, hatten die Darmstädter zuhause den sehnlichst erhofften Regen im Übermaß.
Natürlich haben sich die Freunde aus den Partnerstädten für das kommende Jahr verabredet. Wenn es nicht klappt, zum Weltkongress nach Aruŝa (Tansania – am Fuße des Kilimanĵaro) zu kommen, dann wollen sie alle nach Strasbourg zum Europäischen Esperanto-Kongress, den Franzosen gemeinsam mit Deutschen Esperantosprechenden und den Eisenbahner-Esperantisten vom 8.-12.Mai 2024 abhalten wollen. Thema soll der Dialog zwischen Europäern als Friedensbringer sein - und das einen Monat vor den Neuwahlen zum Europäischen Parlament. Eines steht schon fest: die Kongress-Sprache wird die internationale Sprache Esperanto sein!