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„Elisabeth Schumacher ist heute mehr denn je ein leuchtendes Vorbild für Mut, Anstand und Zivilcourage“

(PSD) – Donnerstag, 25.04.2024

Oberbürgermeister Hanno Benz würdigt Darmstädter Widerstandskämpferin zu deren 120. Geburtstag 

Widerstandskämpferin Elisabeth Schumacher © Wissenschaftsstadt Darmstadt

Oberbürgermeister Hanno Benz hat die Darmstädter Widerstandskämpferin Elisabeth Schumacher, deren 120. Geburtstag sich am kommenden Sonntag, 28. April 2024, jährt, auch und gerade heute als „leuchtendes Vorbild für Mut, Anstand und Zivilcourage für uns alle“ gewürdigt.

Die am 28. April 1904 in Darmstadt geborene Elisabeth Schumacher, die an der Kunstgewerbeschule in Offenbach studiert hatte, war ein maßgebliches Mitglied des deutschlandweit agierenden Berliner Widerstands-Netzwerks „Rote Kapelle“. Sie kämpfte mit ihrem Mann, dem Berliner Bildhauer Kurt Schumacher, an der Seite des Freundeskreises um Harro und Libertas Schulze-Boysen gegen die Nazi-Diktatur und deren Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die gelernte, freie Grafikerin half dabei, illegale Flugblätter gegen das Nazi-Unrechtsregime zu vervielfältigen und zu verteilen, die zahlreichen NS-Verbrechen zu dokumentieren, Deutsche jüdischen Glaubens und andere Verfolgte vor der Deportation zu schützen. Der Widerstandskreis  „Rote Kapelle“ zählte deutschlandweit über 100 Menschen aus unterschiedlichen sozialen, kulturellen und politischen Milieus: Die Mitglieder setzte sich aus Gewerkschaftern, Christen, Kommunisten und Sozialdemokraten, Arbeitern und Akademikern, Frauen und Männern zusammen.

Selbst galt sie seit den „Nürnberger-Gesetzen“ der Nazis als sogenannte „Halbjüdin“: Sie stammte aus wohlhabendem Hause, ihr Vater, der Ingenieur Fritz Hohenemser, kam aus einer ursprünglich deutsch-jüdischen Familie, die aber zum evangelischen Glauben übergetreten war, die Mutter war evangelisch.

Elisabeth Schumacher wirkte als Kundschafterin und sammelte geheime Informationen an ihrer Arbeitsstelle, dem Arbeitsschutzministerium. 1939 reiste sie zusammen mit ihrem Ehemann als Kurierin in die Schweiz. Zusammen mit der Neuköllner Bibliothekarin Lotte Schleif verhalf sie dem verfolgten Rudolf Bergtel zur Flucht in die Schweiz. 

1941 wurde Kurt Schumacher für die Bewachung von Kriegsgefangenen an die Ostfront eingezogen. Bei einem Besuch dort wurde Elisabeth Augenzeugin der unmenschlichen Behandlung der Kriegsgefangenen, aber auch der polnischen Jüdinnen und Juden. „Dieser Krieg nimmt immer wahnwitzigere Formen an“, notierte Elisabeth Schumacher im März 1941. Gemeinsam mit ihrem Mann versuchte sie, die Sowjetunion vor dem deutschen Angriffs- und Vernichtungskrieg zu warnen, der im Juni 1941 begann. 1942 wollte sie, wenn auch vergebens, ihren deutsch-jüdischen Onkel und ihre Tante vor der Verfolgung und Vernichtung retten, was tragisch scheiterte, da der Hausmeister ihr den Zutritt zur Wohnung verweigerte: Beide Verwandte nahmen sich aus Angst vor der drohenden Deportation in die Vernichtungslager das Leben. Ein weiterer Onkel, Moritz Hohenemser, wurde ins Todeslager Theresienstadt verschleppt und 1943 dort ermordet.

Ein entschlüsselter Funk-Code wurde zahlreichen Mitgliedern der „Roten Kapelle“ zum tödlichen Verhängnis: Elisabeth und ihr Mann gerieten am 12. September 1942 in die Fänge der Gestapo, wurden vom Reichskriegsgericht im ersten Prozess gegen Mitglieder der Roten Kapelle zum Tode verurteilt. Elisabeth Schumacher wurde am 22. Dezember 1942, zwei Tage vor Heiligabend, im Strafgefängnis Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil ermordet. Auch der Darmstädter Widerstandskämpfer Arvid Harnack, ebenfalls Mitglied der Roten Kapelle, wurde hingerichtet. Elisabeth Schumacher verlor mit nur 38 Jahren gewaltsam ihr Leben. Kurz vor ihrem Tod schrieb sie den Satz: „Aber ich bitte Euch alle um das eine, schämt Euch unser nicht! Ihr wisst, dass wir keine ‚Untermenschen‘ sind, dass wir – Ihr kennt die Zusammenhänge nicht – unserer besten Überzeugung folgten unter Hintansetzung von Sicherheit, Ruhe und Bequemlichkeit.“

Zum 120. Geburtstag der Darmstädter Widerstandskämpferin Elisabeth Schumacher betont Oberbürgermeister Hanno Benz: „Fritz Bauer hat zu Recht darauf hingewiesen, dass ein Unrechtsstaat wie das Dritte Reich nicht „hochverratsfähig“ sei. Daher ist es höchste Zeit, das Willkürurteil der NS-Justiz endgültig aufzuheben und Elisabeth Schumacher vollständig zu rehabilitieren. Denn damals wie heute gilt: Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht." 

Die Gestapo hatte 1942 im Zuge ihrer Ermordung alles darangesetzt, die Erinnerung an Elisabeth Schumacher auszulöschen. Die vollständige Auswertung des Nachlasses von Elisabeth Schumacher in der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand, vor allem ihrer Briefe, ermöglicht nun einen bis heute unbekannten Einblick in ihre Kindheit und Jugend, ihren beruflichen Werdegang und die enge Beziehung zu ihrer Familie und ihrem Ehemann. Fotos dokumentieren das künstlerische Wirken des Ehepaares. Katja Ostheimers neue, im Mai 2024 erscheinende Biografie (Lukas Verlag, Berlin) fasst diese neuen, bisher wenig beleuchteten Seiten aus dem Leben und Wirken dieser mutigen Frau zusammen.

Seit 2003 erinnert in Darmstadt die Elisabeth-Schumacher-Straße in der Heimstättensiedlung auf dem Gelände der ehemaligen Ernst-Ludwig-Kaserne an die Frau, die Hitler und den Nazis Paroli bot. 

Wichtige Mitteilung
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