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Schmuckstück gesichert

(Vro) – Mittwoch, 11.05.2011

Den aus dem Jahr 1915 stammenden Toilettentisch von Edmund Körner konnte das Museum Künstlerkolonie jetzt ankaufen und damit dauerhaft sichern.

Toilettentisch mit Büste

Edmund Körner: Toilettentisch um 1915, Ahornholz. Foto (für größere Ansicht anklicken): Museum Künstlerkolonie

Das Institut Mathildenhöhe Darmstadt teilt mit, dass es dank dem Ankauf des Toilettentischs von Edmund Körner durch die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Sparkasse Darmstadt gelungen ist, die einstige Privatleihgabe dauerhaft für das Museum Künstlerkolonie zu sichern. Dieser Ankauf steht in einer langen Tradition von Unterstützungen beider Sparkassen-Institutionen bei Ankäufen, Jubiläen und Ausstellungsprojekten des Instituts Mathildenhöhe und ermöglicht eine kontinuierliche Aufwertung des Gesamtensembles der Mathildenhöhe Darmstadt, dessen Bewerbung für das Weltkulturerbe derzeit geprüft wird, heißt es in dem Schreiben des Instituts.
 
Der Toilettentisch von Edmund Körner

 
Der Toilettentisch von Edmund Körber gehörte ursprünglich zur Einrichtung des Damenzimmers in dem von Körner entworfenen Anbau des Dippelshofes in Traisa bei Darmstadt. Der Schminktisch ist um 1915 datiert, aus Ahorn gefertigt, 120 cm hoch, 154 cm breit und 56 cm tief. Die Ausführung wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von der Darmstädter Firma Glückert vorgenommen, die schon früh durch die beiden nach ihr benannten Künstlerhäuser Olbrichs von 1901 (Kleines und Großes Haus Glückert) eine prominente Rolle auf der Mathildenhöhe Darmstadt gespielt hat.

Der Toilettentisch mit zwei vorgezogenen, abgerundeten Seitenteilen auf runden Beinen und flachem Mittelteil mit Schubladen besitzt eine vertikal geriffelte Wandung. Über dem verglasten Tisch erhebt sich ein runder Spiegelaufsatz mit seitlichen Halterungen in Form von flachreliefierten Voluten, deren Mittelpunkt durch je eine Rosenblüte akzentuiert ist, die an das Rosenornament von Edmund Körners Künstlerkolonie-Kollegen Hans Christiansen erinnert. Die oberen Enden der beiden Halterungen werden durch jeweils eine vollplastisch geschnitzte, kniende Frauengestalt akzentuiert, die vom Künstlerkolonie-Mitglied Bernhard Hoetger stammen könnten, wie ein Vergleich mit Hoetgers Majolika-Figuren im Museum Künstlerkolonie nahelegt.

Der Toilettentisch ist eines der zentralen Möbelstücke aus dem Gesamtkunstwerk der Dippelshof-Einrichtung Edmund Körners. Seine Formen finden sich sowohl im Schreibtisch wie im verglasten Wandschrank des Damenzimmers wieder, wie historische Aufnahmen aus der Zeitschrift Innendekoration von 1916 belegen.
 
Der Dippelshof-Anbau in Traisa: Ein Gesamtkunstwerk von Edmund Körner
 
1898 erwirbt Oberstleutnant Friedrich Wilhelm Bullrich den Dippelshof in Traisa bei Darmstadt als Familiensitz. Für die Erweiterung des Landhauses um einen Flügel mit modernen, repräsentativen Gesellschaftsräumen beauftragt er den seit 1911 an der Künstlerkolonie Mathildenhöhe tätigen Architekten und Gestalter Edmund Körner. Den Um- und Anbau des Dippelshofes führt Körner zusammen mit den Künstlerkolonie-Mitgliedern Johann Vincenz Cissarz und Bernhard Hoetger aus. Die Datierung des Erweiterungsbaus schwankt zwischen 1908-1910 (Gernot Scior), 1912/13 (Barbara Pankoke) und 1914 -1916 (Renate Ulmer).


Edmund Körner entwirft für die Nordwestseite des Altbaus einen repräsentativen dreistöckigen Flügel mit zweigeschossigen Erkern. Er verzichtet beinahe gänzlich auf eine ornamentale Gestaltung der Fassade und akzentuiert nur die wesentlichen Gliederungen des Gebäudes, so „dass diese Außenarchitektur logischer Ausdruck des Inneren ist“ und „die Gesinnung vornehmen Reichtums zum Ausdruck kommt“ (Otto Alber-Schneider, 1916). Seine Idee vom Gesamtkunstwerk setzt Körner mit der Gestaltung der Innenräume des Anbaus um. So entwirft er für das Erdgeschoss einen das gesamte Geschoss einnehmenden Musiksaal. Hier erzielt er durch Ultramarin der Wände, durch rhythmisch strukturierende Marmorbänder und gold gefasste Nischen und Deckenmalereien „einen feierlichen Ernst“. In einer Relief-Plastik von Hoetger und dem in die Wand gegenüber eingelassenen Gemälde Drei Frauen am Meer von Cissarz „steigert sich die kunstgewerbliche Sprache zur reinen Kunst“ (Otto Alber-Schneider, 1916).

Im ersten Obergeschoss des Anbaus befinden sich das Herren- und das Damenzimmer. Im Zimmer des Herrn dominiert das Goldbraun der Ledermöbel und der Wandvertäfelung aus poliertem Birkenholz, das durch einen cremefarbenen Majolika-Ofen aufgelockert wird. Im Zimmer der Dame huldigt Körner „dem weiblichen Charakter mit lichteren Farben“. Der Raum ist mit hellem Ahornholz vertäfelt, die Decke elfenbeinfarben. Die Möbel, in denen sich eine aufgelockerte Formensprache zeigt, sind ebenfalls aus Ahorn gefertigt und mit hellbrauner Seide bezogen. Es ist anzunehmen, dass die Möbel gänzlich von der Darmstädter Firma Glückert angefertigt wurden.

Auch im Damenzimmer kommt die Idee des Gesamtkunstwerks vollends zum Ausdruck. So wählt Körner Oval und Kreis als durchgängige Formensprache. Unter den Möbeln des Damenzimmers sticht Körners Toilettentisch als prominentestes Element hervor, fügt sich jedoch durch ein Echo der Formen im Schreibtisch wie Wandschrank bestens in das Raumensemble ein.

Insgesamt repräsentiert Körners Erweiterungsbau des Dippelshof bei Traisa mit seiner Ausstattung das architektonische Spätwerk der Darmstädter Künstlerkolonie.  Der Toilettentisch verkörpert somit als zentrales Möbel des Damenzimmers Edmund Körners bedeutsame künstlerische Aktivität und Wirkung in und um Darmstadt sowie die Spätphase der Darmstädter Künstlerkolonie im Allgemeinen.

Die ursprüngliche Ausstattung des Musikzimmers und des Herrenzimmers ist zum größten Teil erhalten und wurde nach dem Umbau des Komplexes, der heute ein Hotel beherbergt, aufwendig restauriert.
 
MUSEUM KÜNSTLERKOLONIE: Dienstag bis Sonntag 11 – 18 Uhr

Wichtige Mitteilung
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