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Ricarda-Huch-Preis 2008 an Hanna Krall verliehen

(SD) – Donnerstag, 02.10.2008

Hanna Krall. Foto: Verlag Neue Kritik

Oberbürgermeister und Kulturdezernent Walter Hoffmann hat am Freitag (3.) die polnische Schriftstellerin und Reporterin Hanna Krall mit den Ricarda-Huch-Preis 2008 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 10.250 Euro dotiert und wird seit 1978 alle drei Jahre verliehen. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt Marcel Reich-Ranicki.

Hanna Krall, Jahrgang 1937, überlebte als Kind im Versteck den Nazi-Terror. Nach dem Studium der Publizistik begann sie Mitte der fünfziger Jahre ihre journalistische Tätigkeit. Ab 1966 arbeitete sie für das politische Wochenmagazin ‚Polityka’. Aus Protest gegen die Erklärung des Kriegsrechts am 13. Dezember 1981 beendete Krall die Arbeit bei ‚Polityka’ und erhielt Berufsverbot. Als freie Autorin und Schriftstellerin beschäftigt sich Hanna Krall im Schwerpunkt mit der Rekonstruktion der Geschichte der polnischen Juden im 20. Jahrhundert.

Die Entscheidung der Jury wird wie folgt begründet:
„In einer luziden, nie sentimentalen Sprache gibt die 1937 in Warschau geborene Schriftstellerin und Reporterin Hanna Krall den Vergessenen ihre Geschichte zurück: den polnischen Juden. Es ist auch ihre eigene Geschichte, die gekennzeichnet ist durch Zensur und Ausgrenzung, aber auch den Mut der Autorin, sich zu widersetzen. Hanna Kralls Gedächtnisprosa, offenkundig an Kafka geschult, konfrontiert das Recht des einzelnen Menschen auf Unschuld mit der Grausamkeit seines konkreten Schicksals: Sowohl für die Vernichteten wie auch für die Überlebenden, für Täter wie Opfer, hat Hanna Krall eine Sprache gefunden, deren Genauigkeit auf den ersten Blick erbarmungslos scheinen mag – aber darin genau erweist sich ihre Humanität. Hanna Kralls Literatur ist Erinnerung an die Opfer der Vernichtung und ein Menetekel für die europäische Politik des 21. Jahrhunderts, deren größte Herausforderung darin besteht, den neuen Ausgrenzungsbemühungen entgegenzutreten.“

Hanna Krall wurde bisher unter anderem ausgezeichnet mit dem Jeanette-Schocken-Preis Bremerhaven (1993), dem großen Preis der Kulturstiftung Polen (1999), dem Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung (2000), dem Bogumil-Linde-Preis Göttingen (2001) und dem Herder-Preis Wien (2005). Kralls Bücher wurden in 17 Sprachen übersetzt. Ihr neuestes Werk „Herzkönig“ wurde in Polen zum „Buch des Jahres 2007“ gekürt.

Der Jury des Ricarda-Huch-Preises unter Vorsitz von Oberbürgermeister Walter Hoffmann gehören Ruth Wagner (Stadtverordnete und Staatsministerin a.D.), Dagmar Metzger (Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete), die unabhängigen Literaturkritikerinnen Frauke Meyer-Gosau und Ina Hartwig, Brigitte Zypries (Darmstädter Bundestagsabgeordnete und Bundesministerin der Justiz) und Andreas Storm (Weiterstädter Bundestagsabgeordnete und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesbildungsministerium) an.

Der Ricarda-Huch-Preis

Die Stadt Darmstadt verleiht seit 1978 alle drei Jahre in Erinnerung an die Dichterin und Schriftstellerin den mit 10.250 Euro dotierten Ricarda-Huch-Preis. Zum Gedenken an den Volksaufstand des 17. Juni 1953 wurde der Preis zunächst verliehen für Werke literarischen Ranges, die das Bewusstsein der Deutschen von der Einheit ihrer nationalen Kultur wach hielten, die Gemeinsamkeit der Sprache und der kulturellen Überlieferung pflegten oder der Idee der Wiedervereinigung der getrennten Teile Deutschlands in Friede und Freiheit dienten.
1992 wurde der Preis modifiziert und erweitert. Ausgezeichnet werden mit dem Ricarda-Huch-Preis Persönlichkeiten aus Kunst oder Literatur, aus Wissenschaft oder Politik, deren Wirken in hohem Maß bestimmt ist von unabhängigem Denken und mutigem Handeln, verbunden mit einem uneingeschränkten Wirken für jene unveräußerlichen humanen, emanzipatorischen und freiheitlichen Grundsätze, die sich aus der europäischen Geschichte herleiten, die Ideale der Humanität und Völkerverständigung als Werte der historisch-kulturellen Identität der europäischen Gesellschaften zu fördern. Preisträger waren Friedrich Luft, Marcel Reich-Ranicki, Siegfried Unseld, Herta Müller, Martin Walser, Adolf Muschg, Alexander Kluge, Ignatz Bubis, František Cerný und Orhan Pamuk.

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