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Darmstadt Grenzen los! – Öffentliche Kunstaktion für Vielfalt und gegen Vorurteile
Generell befassen sich die sieben prämierten Kunstwerke von „Grenzen los!“ mit Klischees und Vorurteilen und stellen somit die pauschale Kategorisierung von Menschen, von Sichtweisen und Zuordnungen in Frage. Und das im öffentlichen Raum, im Alltag der Menschen.
Zuordnungen können sich verschieben: so wie die Zuordnungen der Stele „Menschenbilder“ vom studio cg auf dem Friedensplatz, die sich bewegen und neu ordnen lassen.
Eine große Frage ist, ob die Grenzen, die es ganz ohne Zweifel gibt, so bleiben müssen, wie sie sind. Oder ob Menschen nicht in der Lage sind, etwas an ihnen zu rütteln und sie wenigstens ein kleines Stück weit zu lockern, um sie zu verrücken und zu verschieben? Sie können ja in die Schubladen hineinsehen und sie aufräumen, wie es das Projekt von Petra Blank vorschlägt.
Grenzen können absurd und obsolet werden, sie können ihre Funktion verändern, wie es die die Kunst-Banner-Installation „out of border“ von Petra Abroso am Hiroshima-Nagasaki-Platz oberhalb des Darmstadtiums vor Augen führt.
Die Kunstausstellung thematisiert auch, dass alle Menschen viel mehr verbindet, als sie trennt: So teilt jeder Mensch 99.9 Prozent seiner DNA mit jedem anderen Menschen. Darauf macht die Installation „All human“ von Ulrike Rothamel aufmerksam. Die Ausstellung im neuen City Labor in der Wilhelminenstr. 25 wurde bis Ende Oktober verlängert.
Auch das Fotoprojekt der radiologischen Aufnahmen an vielen unterschiedlichen Stellen im Stadtraum von Jan „Nouki“ Ehlers zeigt: Unter der Kleidung und unter der Haut sind alle Menschen gleich und gleichzeitig individuell.
Viele verschiedene Menschen, die sich begegnen und dabei etwa Gemeinsames erschaffen, das vorher unbekannt war: Darum geht es dem Mitmachprojekt „Elefant – Graffiti für alle“ von Julian „Deafman“ Bock.
Auch die Kulturreihe „Darmstadt Speakers“, die am 17.09.2023 die Kunstaktion „Grenzen los!“ mit ihren Performances eröffnet haben, wurde als Kunstprojekt vom Kuratorium prämiert und ausgewählt. Sie entstand während der Corona-Pandemie und bringt Menschen aus unterschiedlichen Kultursparten und gesellschaftlichen Bereichen zusammen, sowohl Profis als auch Laien. Ihr Anliegen ist, die Kunst in den öffentlichen Raum, an ungewöhnliche Orte und zu den Menschen im Alltag zu bringen – sie hat damit die gleiche Grundidee wie „Grenzen los“.
Die Finissage der Kunstausstellung fand am kommenden Freitag 22. September ebenfalls um 17 Uhr auf dem Friedensplatz mit einer Show rund um das Thema Vielfalt von Aurora DeMeehl statt. Auch diese war mit über 50 Teilnehmenden gut besucht.
Die Kunstaktion „Grenzen los!“, die die Stadt Darmstadt gemeinsam mit den Kulturfreunden Centralstation sowie Stadtmarketing in diesem Jahr zum allerersten Mal durchführt, geht zurück auf eine Idee in der städtischen AG Weltoffenes Darmstadt (AG WoDa), eine Kunstausstellung im öffentlichen Raum zum Thema Diskriminierung und Ausgrenzung zu organisieren. In der AG WoDa vernetzen sich seit 20 Jahren städtische Verwaltung, Unternehmen, Vereine und andere Organisationen in Darmstadt, um gemeinsam Maßnahmen gegen Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus zu entwickeln und zu fördern.