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Buch des Monats

Juli 2024

zum Buch des Monats Juli 2024 wurde Ronya Othmann "Vierundsiebzig" gewählt, erschienen im Rowohlt Verlag: ISBN: 978-3-498-00361-6, Preis EUR 26,00.

Genozide tendieren zum Auslöschen aller Spuren eines Volks, auch der Erinnerung an den Genozid selbst. Schlagend deutlich wird das im Fall des inzwischen als Völkermord anerkannten Massakers an der hauptsächlich im Grenzgebiet von Syrien, Irak, Iran und der Türkei siedelnden religiös-ethnischen Gruppe der Jesiden durch die Fanatiker des sogenannten Islamischen Staats ab dem 3. August 2014. Obwohl in Deutschland die größte jesidische Gemeinde innerhalb der EU lebt, wissen die meisten Menschen hierzulande nur wenig über ihre Kultur und Geschichte, noch weniger über das immer noch andauernde Martyrium infolge des Völkermords, zu dem neben massenhaften Hinrichtungen die systematische Versklavung von Mädchen und Frauen sowie großflächige Vertreibungen gehörten und der nach jesidischer Zählung bereits das vierundsiebzigste Großpogrom („Ferman“) darstellt. Umso wichtiger ist ein Buch wie „Vierundsiebzig“, in dem die in Deutschland als Tochter einer Deutschen und eines kurdischen Jesiden aufgewachsene Autorin Ronya Othmann mit großer Kenntnis und stilistischer Souveränität das Ungeheuerliche dieser mittelalterlich anmutenden Gewaltorgie, dem vorläufigen Höhepunkt der jahrhundertelangen Verfolgung einer selbst nie expansionistischen Minderheit, auf journalistisch sachliche, essayistisch selbstreflexive und persönlich empathische Weise einzukreisen unternimmt. Mehrere Reisen in die Region vor, während und nach der Herrschaft des IS – stets werden nahe und fernere Verwandte besucht – bilden das strukturelle Gerüst des Buchs. Othmann porträtiert die Überlebenden und sie protokolliert den Alltag zwischen Straßenkontrollen, Misstrauen und Traumabewältigung in der nach wie vor spannungsgeladenen Sindschar-Region. Weil sie all dies auf der Grundlage ihrer Münchner Sozialisation in ergreifend direkter Perspektive tut, ist diese wenig hoffnungsvolle Langzeitreportage besonders anschlussfähig für europäische Leserinnen und Leser, die bislang vor der Komplexität der verfahrenen politischen Situation im kurdisch-türkisch-irakisch-iranisch-syrischen Grenzgebiet mit all seinen Milizen und Interessenvertretern zurückgeschreckt sind.

Darmstädter Jury „Buch des Monats e.V.", Oliver Jungen

 


Maßstäbe in der Welt der Bücher

Buchempfehlungen aus Darmstadt

Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben, dessen literarische Qualität es verdient, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Institutionelle Basis für die ehrenamtliche Arbeit der Darmstädter Jury ist der Verein "Buch des Monats", der am 4. Oktober 1957 von den Gründungsmitgliedern und Juroren Editha Beckmann, Karl Friedrich Borée, Bernhard von Bretano, Kasimir Edschmid, Rudolf Goldschmidt, Ernst Johann, Heinz-Winfried Sabais, Hans-Joachim Sperr, Franz Thiess, Hermann Trog und Fritz Usinger nach fünfjähriger Jurytätigkeit ins Leben gerufen wurde. Mitglieder dieses Vereins sind außerdem weitere Autoren, auch Buchhändler, Verlage sowie literarische interessierte Personen.

Ihre Aufgabe sieht die Jury vor allem darin, belletristische Bücher auszuwählen, die eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. Mit der Auszeichnung „Buch des Monats“ soll diesen Büchern zu einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf literarische Bestseller. Es sind eher die stilleren Büchern, die den Juroren besonders auffallen. Manches Buch wird durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich. Nicht Trends bestimmen das Votum, es ist allein die literarische Qualität. Die unterschiedlichsten Formen in der ganzen Breite des Genres – Erzählung, Roman, Lyrik, Reisebeschreibung, Essay, Tagebuch, Briefe und auch Memoiren – werden berücksichtigt.

Fast lückenlos ist die monatliche Auszeichnung seit Oktober 1952 verliehen worden, nur im Juli 1955 und im Juli 1956 gab es kein „Buch des Monats“.

In der Reihe „Darmstädter Schriften“, herausgegeben vom Kulturamt – Magistrat der Stadt Darmstadt sind bisher vier Publikationen zum Buch des Monats, Nr. 12 (1962), Nr. 15 (1965), Nr. 53 (1986) und Nr. 71 (1997), erschienen. In diesen Dokumentationen sind die bis 1997 ausgezeichneten Buchtitel festgehalten, Erläuterungen aus der Praxis der Jury sowie Einführungen zu ausgewählten Büchern und Leseproben, darüber hinaus auch die Biographien der Jurymitglieder nachzulesen.

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Buch des Monats

Die Darmstädter Jury:

Peter Benz
Kurt Drawert
Oliver Jungen
Hanne F. Juritz
Adrienne Schneider
Julia Schröder
Dr. Tilman Spreckelsen
Dr. Gerhard Stadelmaier
Dr. Hajo Steinert
Beate Tröger
Wolfgang Werth

Kontakt zur Geschäftsstelle über buchdesmonats@1sp4mhotmail.abcom

Info

Übersicht der bisher ausgewählten Bücher des Monats

und einer Zusammenfassung der Begründungen für das jeweilige Jahr

 

Wichtige Mitteilung
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