Der nicht mehr so ganz Neue

Götterbäume (Ailanthus altissima), eigentlich in Asien beheimatet, sind in Darmstadt längst kein seltener Anblick mehr. Man findet sie im gesamten Stadtgebiet. Sie wachsen besonders in den ersten Jahren sehr schnell und gerne auch mal aus Ritzen und Fugen heraus, die man nicht regelmäßig im Blick hat. Die Art hat keine besonderen Ansprüche an den Boden, kommt gut mit Stress durch Luftverunreinigungen und Verletzungen sowie den sich wandelnden klimatischen Bedingungen zurecht. Deshalb wurde diese Art in der Vergangenheit auch als Straßenbaum, in Parks oder in Grünflächen angepflanzt. Etwa 150 der Darmstädter Stadtbäume sind Götterbäume.

Interessantes über die Verbreitung

Die Verbreitung von Pflanzenarten stützt sich auf natürliche Prozesse wie die Ausbreitung von Samen durch Wind, Wasser oder den Transport am Fell oder im Kot von Tieren. Natürliche Hindernisse wie Gebirge, Wüsten oder Meere grenzen die Ausbreitung ein. Durch die fortschreitende Technik und Globalisierung können Arten nun vom Menschen gewollt oder als blinde Passagiere natürliche Barrieren überspringen. So kann es passieren, dass sich Arten in Gebieten mit günstigen klimatischen Bedingungen durch die Abwesenheit natürlicher "Feinde" ungehindert ausbreiten können.

Manche dieser Neophyten (altgriech. f. neue Pflanze) sind so konkurrenzstark, dass sie heimische Arten verdrängen oder sogar schädlichen Einfluss auf ganze Lebensräume haben. Dann und nur dann wenn negativen Auswirkungen auf bestehende Ökosysteme belegt sind, werden diese Arten als ‚invasiv‘ bezeichnet. Neophyten können unsere Flora auch bereichern. 

Die Ausbreitung des Götterbaums folgt einer sehr effizienten Vermehrungsstrategie: Nachkommen werden nicht nur durch Samen, sondern ebenfalls durch Wurzelbrut und bei mechanischen Verletzungen auch durch Stammaustriebe produziert. Die zweihäusig getrenntgeschlichen Bäume erreichen ihre Blühfähigkeit mit etwa 5 - 10 Jahren. Die nur an weiblichen Bäumen gebildeten Samen und werden durch Wind, Wasser oder (bei Straßenbäumen) den Sog von Fahrzeugen verbreitet.

In der Regel werden Nachkommenschaft oder Ausläufer auf städtischen Flächen durch die regelmäßige Pflege der Parks und das Mähen der Grünstreifen am Straßenrand kleingehalten. 

Anders sieht es dort aus, wo nur wenig oder seltener eingegriffen wird: z.B. auf Privatflächen, in Wäldern, in den das Landschaftsschutzgebiet prägenden Streuobstwiesen und einigen Naturschutzgebieten. Dort können sich Samen oder Ausläufer oft länger ungehindert entwickeln. Bei uns ist dies besonders im stark geschädigten Wald westlich von Darmstadt zu beobachten. Auch die besondere Artenvielfalt der Binnendünen der Naturschutzgebiete „Düne am Ulvenberg“ und „Lerchenberg-Kernesbellen“ mit ihren wertvollen Sandmagerrasen im Süden des Stadtgebiets können beeinflusst werden. Östlich von Eberstadt, rund um den Prinzenberg, vermehren sich Götterbäume auffallend häufig. Diese Häufung hat aber nicht nur klimatische Gründe; das zahlreiche Vorkommen der Art im unmittelbar angrenzenden Siedlungsbereich erleichtert die starke Ausbreitung in den Außenbereich. Um dieser Tendenz zu begegnen, bedarf es besonderer Maßnahmen.

Angepasst an das Stadtklima: Vor- und Nachteile

Die Europäische Union hat den Götterbaum 2019 in die Liste der invasiven Arten aufgenommen. Dies sind Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können. Eine weitere Neupflanzung als Stadtbaum ist damit ausgeschlossen.

Wie jede Art besitzt auch der Götterbaum Vor- und Nachteile, die sich aus den Eigenschaften der Bäume ergeben: 

 ProContra
Für die 
Gesundheit

Götterbäume wachsen schnell und produzieren recht ausladende, schirmförmige Kronen, wodurch sie in der Lage sind, großflächigen Schatten zu spenden. Wie jeder Baum im Stadtgebiet trägt auch der Götterbaum durch Luftbefeuchtung, Feinstaubfilterung und Beschattung zur Regulierung des Stadtklimas bei - besonders in Hitzeperioden.

Wie auch bei einer Reihe anderer Gehölze können die Pollen und der Pflanzensaft des Götterbaums bei Menschen Allergien oder allergische Hautreaktionen auslösen. 

 

Für die Stadt

Der Götterbaum kommt mit Trockenperioden, Hitze, Luftverunreinigung, Streusalz und Verletzungen besser zurecht als manch heimische Baumart und kann so an schwierigen Standorten gedeihen, an denen sich andere Baumarten schwertun.

Götterbäume sind schön anzuschauen und entwickeln sich häufig sehr prachtvoll.

Durch die Fähigkeit der Bäume zur Vermehrung über Wurzelbrut auch in engsten Spalten und Ritzen, können an Verkehrswegen, Uferbefestigungen und Gebäuden Schäden durch Wurzeln entstehen und häufigere Instandsetzungsmaßnahmen notwendig werden.

Für die Natur

Die Blüten des Götterbaums sind reich an Pollen und Nektar, was ihn zum Bienentrachtbaum macht.

(So gibt es beispielsweise auch den Götterbaum-Honig als Sortenhonig, der ein wohlschmeckendes, muskatellerartiges Aroma hat.)

Götterbäume werden von der heimischen Vogelwelt nicht als Nist- und Brutbäume genutzt. Nur vergleichsweise wenige Insektenarten nutzen den Götterbaum als Nahrungsquelle. Damit hat diese Art nur einen geringen Effekt zur Förderung und Erhalt der biologischen Vielfalt. 

Um sich konkurrierender Arten zu erwehren, scheiden die Bäume über die Wurzeln Substanzen aus, die das Wachstum anderer Arten hemmen. 

Die starke Wüchsigkeit verschafft ihm einen Vorteil gegenüber heimischen Pflanzen im Kampf um das Licht. Dies führt zur Verdrängung heimischer Arten.

Managementstrategie: Gezielte Eindämmung

Die biologische Vielfalt in Darmstadt soll erhalten und gefördert werden. Dazu dient auch die Regulierung der Verbreitung von Götterbäumen. Um zu verhindern, dass sich diese Art aus dem innerstädtischen Bereich heraus in sensible Außenbereiche wie zum Beispiel die Streuobstwiesen verbreitet, bedarf es der Mitwirkung vieler Menschen.

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt verfolgt dazu seit 2019 die Umsetzung einer Management-Strategie für den Götterbaum. Um die Verbreitung einzudämmen, werden wilde Jungpflanzen auf öffentlichen Grünflächen konsequent entfernt, während alte Götterbäume in Parks und an innerstädtischen Straßen aufgrund ihrer Wohlfahrtswirkung (s.o.) stehen gelassen werden. 

Ein wichtiger Teil der Strategie ist die Einbindung der Öffentlichkeit, insbesondere von Menschen mit privaten Grundstücken. Auf nicht-öffentlichen Flächen wie z.B. Baustellen, Gewerbeflächen und Privatgärten bedarf es des Engagements dieser privaten Akteure.

Um eine Ausbreitung in Naturräume zu verhindern, müssen alle mitmachen! Aufgrund der starken Verbreitung dieser Art benötigen wir Ihre Unterstützung!

Das können Sie selbst auf Ihrem Grundstück tun

Entfernung der Bäume

Götterbäume können nach offizieller Genehmigung gefällt oder im Sommerhalbjahr geringelt werden. Bei alten Götterbäumen ist abzuwägen, ob sie tatsächlich entfernt werden sollten, da sie einen wichtigen Beitrag zum Stadtklima leisten. Dabei ist es sinnvoll, die Getrenntgeschlechtlichkeit zu beachten – eine Entfernung männlicher Götterbäume ist in der Regel nicht notwendig. Aufkommender Jungwuchs hingegen sollte konsequent entfernt werden!

Entfernung der Wurzeln

Die Wurzeln von Götterbäumen sind in einer Tiefe von circa 30-60 cm zu finden. Um Wurzelausläufern gefällter Bäume vorzubeugen, müssen die Wurzeln nach Fällung ebenfalls entfernt werden. Auch lebende Bäume bilden Wurzelbrut, die Verbreitung der Wurzelausläufer kann in bis zu 27 m Entfernung stattfinden. Aufwachsende Wurzelsprosse sollten regelmäßig ausgerissen bzw. entfernt werden.

Entsorgung des Pflanzenmaterials

Eine thermische Entsorgung zum Beispiel über das Müllheizkraftwerk Darmstadt ist notwendig, da die Samen auch in der Kompostierung weiterhin auskeimen können. Eine Entsorgung über die Kompostierungsanlage des EAD ist nur bedingt für Stammholz und Äste ohne Samen geeignet. Informieren Sie sich gerne direkt.

Nachsorge

Nach Beseitigung des Götterbaumes sind aufgrund seiner Widerstands- und Regenerationsfähigkeit Kontrollen sowie eine Nachsorge notwendig.

WICHTIG: Schützen Sie sich vor Kontakt mit dem Pflanzensaft und tragen Sie bei allen Arbeiten immer Handschuhe.

Kontakt

Telefon (06151) 13-2900
E-Mail gruenflaechenamt@darmstadt.de

Kontakt

Telefon (06151) 13-3280
Telefon (06151) 13-3283
E-Mail umweltamt@darmstadt.de

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Telefon (06151) 13-46000
E-Mail ead@darmstadt.de
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