Die Wissenschaftsstadt Darmstadt wertet das Starkregenereignis vom 7. Juli 2025 aus, das in Darmstadt und Umgebung zu vollgelaufenen Kellern und überfluteten Straßen führte.
Dazu sagt Stadtrat Paul Georg Wandrey: „Wir prüfen unter anderem Schadensmeldungen aus der Bürgerschaft, analysieren die Einsatzdaten der Feuerwehr und vergleichen die Messwerte des Deutschen Wetterdienstes mit den städtischen Bemessungsgrundlagen. Auch wenn die Auswertung noch läuft, beantworten wir seit dem 7. Juli zahlreiche Anfragen aus der Bürgerschaft und geben Auskünfte zum Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Seewiese.“
Über das HRB seien trotzdem falsche Informationen im Umlauf, so Wandrey. „Die Behauptung etwa, das HRB Seewiese sei außer Betrieb genommen worden, entspricht nicht den Tatsachen. Das gilt auch für die Aussage, das HRB sei für ein Wildschweinreservoir aufgegeben worden“, so Wandrey. Das HRB, das sich im Eigentum des Wasserverbandes Schwarzbachgebiet-Ried befindet, werde seit einigen Jahren nicht mehr im Dauerstau, sondern als Grünbecken betrieben. Diese Betriebsweise beeinflusse die Retentionswirkung keineswegs negativ, vielmehr biete ein Grünbecken ein größeres Rückhaltevolumen als ein Becken im Dauerstau.
„Entlang der Ruthsenbach-Schiene befinden sich mehrere Hochwasserrückhaltebecken, die am 7. Juli voll funktionsfähig waren und ordnungsgemäß betrieben wurden. Die Abflussmengen aus den Becken werden durch fest eingestellte Schieber geregelt, was eine schadlose Ableitung des Hochwassers durch Arheilgen gewährleistet. Ein Hochwasser durch Übertritt des Ruthsenbaches aufgrund eines Rückstaus ist weder der Stadt noch uns bekannt“, berichtet Georg Möhrle, Geschäftsführer des Wasserverbandes Schwarzbachgebiet-Ried.
Der Starkregen vom 7. Juli 2025 wird aktuell als „urbane Sturzflut“ eingestuft, ausgelöst durch Starkregen auf einem räumlich begrenzten und stark versiegelten Gebiet. Durch die Richtung und Intensität des Niederschlags floss das Wasser hauptsächlich von den befestigten Flächen des Arheilger Kernbereichs dem tiefer liegenden Ruthsenbach zu, der die Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnte. „Sobald wir das Ereignis abschließend ausgewertet haben, werden wir darüber informieren“, versichert Wandrey.
Möhrle führt ergänzend aus: „Bereits seit einiger Zeit planen wir eine ökologische Umgestaltung des HRB Seewiese. Damit setzen wir eine gesetzliche Vorgabe der Wasserrahmenrichtlinie um, welche die Herstellung der ökologischen Durchgängigkeit für Fische im Ruthsenbach durch das HRB Seewiese fordert. In einem ersten Schritt wurde der Dauerstau aufgegeben bzw. der Beckenraum trockengelegt sowie ein entsprechender Planauftrag an ein Ingenieurbüro vergeben. Aufbauend auf den im April 2025 abgeschlossenen geotechnischen Sondierungen wird aktuell die Entwurfs- und Genehmigungsplanung vorangetrieben. Parallel erfolgen eine Aktualisierung und Validierung des Artenschutzberichts. Im Herbst 2025 sollen die Genehmigungsunterlagen beim Regierungspräsidium Darmstadt eingereicht werden. Darüber hinaus ist in Abstimmung mit der zuständigen Naturschutzbehörde die Abstimmung eines Pflegekonzepts für den Beckenraum vorgesehen, um der Verbuschung und Entstehung eines großflächigen Auwalds entgegenzuwirken.“
Im Winterhalbjahr 2025/2026 plant der Wasserverband zudem umfangreiche Gehölz- und Sedimententnahmen im Ruthsenbach-Gerinne. Parallel dazu finden in diesem Zeitraum notwendige Unterhaltungsarbeiten am HRB Seewiese statt, die in der gegenwärtigen Vegetationsperiode aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht durchgeführt werden können.