Wilhelm-Leuschner-Ausstellung

(fre/stip)

Ausstellung vom 13. Juni bis 28. November im neuen DGB-Haus an der Waldspirale zu sehen.

alte Briefmarke mit Wilhelm Leuschner in Grafik
Quelle: Shutterstock - Boris15

Am Freitag, 13. Juni, wird um 18:30 Uhr die von der Wissenschaftsstadt Darmstadt in Kooperation mit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung Bayreuth produzierte Ausstellung „Zukunft braucht Erinnerung: Wilhelm Leuschner (1890 – 1944). Ein Leben für Gewerkschaft und Gemeinwohl, Freiheit und Recht, Demokratie, Kultur und Bildung, Sozialstaat und Frieden“ im neuen Darmstädter DGB-Haus an der Waldspirale (Friedberger Straße 25) wiedereröffnet. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.

Im Blickpunkt der Ausstellung steht das Leben des Gewerkschaftsführers, SPD-Politikers und Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschner (1890-1944), der in Hessen letzter demokratischer Innen- und Arbeitsminister war und im Falle eines erfolgreichen Umsturzes in Folge des 20. Juli 1944 Vizekanzler oder gar Kanzler eines neuen Deutschlands geworden wäre.

Zur Wiedereröffnung sprechen Jens Liedtke, Geschäftsführer des DGB Südhessen, Oberbürgermeister Hanno Benz (Schirmherr der Ausstellung) und Michael Rudolph, DGB-Bezirksvorsitzender Hessen-Thüringen. Im Anschluss gibt es eine kurze Rundführung durch die Ausstellung. Im Anschluss folgt eine vom DGB Südhessen organisierte Talkrunde mit dem Leuschner-Kenner und -forscher Wolfgang Hasibether (Stiftungsratsvorsitzender der Wilhelm-Leuschner-Stiftung Bayreuth und Initiator der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte Bayreuth), zum Thema „Warum Wilhelm Leuschner heute noch aktuell ist. Zwischen Gewerkschaft und Sozialdemokratie: Leitfigur des gewerkschaftlichen Widerstands, Kämpfer für Freiheit, Recht, Demokratie und Sozialstaat“.

Die Ausstellung ist eine Kooperation der Wissenschaftsstadt Darmstadt mit der DGB-Region Südhessen und der Wilhelm-Leuschner-Stiftung Bayreuth und wird bis Freitag, 28. November, im Luise-Büchner-Saal des neuen DGB-Hauses zu sehen sein (Öffnungszeiten montags bis donnerstags von 9 bis 16.30 Uhr und freitags von 9 bis 14.30 Uhr (außer bei Veranstaltungen). Der Eintritt ist frei. Schulklassen-Rundführungen sind auf Anfrage möglich (Kontakt: darmstadt@dgb.de oder martin.frenzel@darmstadt.de).

Zur Wiedereröffnung der Ausstellung sagt der Regions-Geschäftsführer DGB Südhessen Jens Liedtke: „Wilhelm Leuschner war die führende Figur der Gewerkschaftsbewegung in Darmstadt und Südhessen, Wegbereiter der Idee der Einheitsgewerkschaft und Vorkämpfer einer sozialen Demokratie. Eine Hommage seines Wirkens, wie sie diese Ausstellung leistet, war überfällig, zumal Darmstadt und Südhessen Leuschners Wahlheimat und Hauptwirkungsstätte waren. Diese Ausstellung ist wie eine Art Heimkehr Wilhelm Leuschners, der ein Kind der Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung war. Er lebte für soziale Gerechtigkeit, wusste um die Bedeutung von sozialer Gerechtigkeit, Tarifverträgen und Demokratie.“

Und Oberbürgermeister Benz führt dazu aus: „Wilhelm Leuschner war und ist als Demokrat, Brückenbauer, Widerstandskämpfer, SPD-Politiker, Darmstädter Kommunal- und Landespolitiker, Kämpfer gegen Antisemitismus ein Vorbild für Zivilcourage und Mut. Leuschner verband pragmatisches Handeln für das Gemeinwohl, für Freiheit und Demokratie, gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus, ein Mann mit visionärem politischem Weitblick. Diese Ausstellung zeigt den ganzen Leuschner und bietet politische und historische Demokratiebildung für alle.“

Der DGB-Bezirksvorsitzende Hessen-Thüringen Michael Rudolph hebt Wilhelm Leuschners hessen- und bundesweite Bedeutung hervor: „Wilhelm Leuschner hat als führender Gewerkschafter nicht nur in Hessen, sondern deutschlandweit Geschichte geschrieben. Als Mitglied des ADGB-Bundesvorstandes setzte er Maßstäbe beim Engagement für den Sozial- und Kulturstaat. Nicht umsonst wird in Hessen seit 1964 die Wilhelm-Leuschner-Medaille verliehen. Seine Lebensleistung in der Zeit der NS-Verfolgung und der illegalen Widerstandsarbeit 1934 bis 1944 kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wir wissen heute: Er baute heimlich ein umfassendes ziviles Widerstandsnetzwerk aus Gewerkschaftern, Sozialdemokraten und Sozialisten auf. Er war zentraler Wegbereiter des Aufstands vom 20. Juli 1944. Und wurde dafür zu Tode verurteilt und hingerichtet. ‚Morgen werde ich gehängt, schafft die Einheit!‘ waren Leuschners letzte Worte. Sie spiegeln seine Überzeugung wider, dass die nationalsozialistische Zerschlagung der Gewerkschaften 1933 möglicherweise erschwert worden wäre, wenn damals eine einheitlichere gewerkschaftliche Gegenbewegung bestanden hätte. Diese Worte sind Vermächtnis und Leitgedanke unseres Gewerkschaftsbunds von seiner Gründung bis heute. Der Weg der hessischen Gewerkschaften nach der Befreiung wäre ohne ihren Wegbereiter und Weichensteller Wilhelm Leuschner nicht denkbar.“

Im Blickpunkt der Ausstellung, die bereits im Oktober 2024 im Justus-Liebig-Haus zu sehen war, steht der ganze Wilhelm Leuschner, nicht zuletzt der Netzwerker, Brückenbauer und Pragmatiker mit Weitblick: Seine Jugendjahre als Jugendstil-Holzbildhauer, Kind der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, später als Gewerkschaftsvorsitzender in Darmstadt, Begründer der Volkshochschule, Kultur- und Theater-Förderer, Stadtverordneter, Magistratsmitglied, SPD-Politiker, Innen- und Arbeitsminister des Volksstaats Hessen, als maßgebliches ADGB-Bundesvorstandsmitglied und von 1933 an heimlicher ADGB-Vorsitzender, seine Leidenszeit in diversen Zwangsarbeitslagern und Foltergefängnissen der Nazis, als Kopf des deutschlandweiten, zivilen Widerstandsnetzwerks gegen die NS-Diktatur und Schlüsselfigur des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944, seine Hinrichtung in Berlin-Plötzensee am 29. September 1944 durchs NS-Regime, seine Bedeutung und Aktualität als Vorbild bis heute. Nicht zuletzt gilt Wilhelm Leuschner als der Vater und Wegbereiter der Einheitsgewerkschaft. Sein kurz vor seiner Hinrichtung geäußertes Vermächtnis: „Schafft die Einheit! Haltet zusammen, baut alles wieder auf!“

Der Kern der Ausstellung wurde von der Wilhelm-Leuschner-Stiftung Bayreuth und dessen Kurator (und ehemaligen DGB-Vorsitzenden Oberfranken) Wolfgang Hasibether konzipiert. Die Darmstädter Schau wurde mit neuen, von der Wissenschaftsstadt Darmstadt in Auftrag gegebenen Zusatztafeln mit Texten von Martin Frenzel (Amt für Kommunikation der Wissenschaftsstadt Darmstadt) und der grafischen Gestaltung der Illustratorin Nicole Schneider erweitert. Ergänzt wird die Ausstellung um ein vom DGB Südhessen organisiertes Rahmenprogramm: mit Vortrags- und Gesprächsabenden rund um Wilhelm Leuschner und dessen Wirken sowie dem bundesweit erfolgreichen Theaterstück „Die Vermessung der Demokratie“ mit dem Schauspieler Jan Uplegger. Weitere Informationen sind unter www.suedhessen.dgb.de abrufbar.