Der Moorteich entstand aus einer der aufgelassenen Tongruben im Nordosten Darmstadts und liegt auf dem Gebiet des Bürgerparks Nord. Aus seiner Entstehungsgeschichte bringt der Moorteich einige Eigenschaften mit, die ihn daran hindern, sein Potential als ökologisch wertvoller Klarwassersee auszuschöpfen:
Revitalisierung des Moorteichs
Algenteppiche, Faulgase, Totholz bis zum Abwinken - man muss kein Experte sein, um zu erkennen, dass der Moorteich aus gewässerökologischer Sicht in einem kritischen Zustand ist. Das kann natürlich nicht so bleiben. Daher wird ihn das Grünflächenamt in einer mit Bundesmitteln nach der „Förderrichtlinie für Natürlichen Klimaschutz in kommunalen Gebieten im ländlichen Raum“ geförderten Maßnahme revitalisieren.
Wie konnte es so weit kommen und was wird getan?
Wie es dazu kam ...
Jedes dieser Probleme ist für sich genommen schon gravierend. Leider verstärken sich diese Probleme noch gegenseitig durch Wechselwirkungen. Die Sauerstoffzehrung durch die Zersetzung der Blätter, Holzstücke und der abgestorbenen Algen kann nicht kompensiert werden. Da der Wind kaum die Wasseroberfläche erreicht, kommt es nicht zu Wellenbildung und der Sauerstoffeintrag aus der Luft findet nur an der glatten Oberfläche statt. Die im Sommer auftretenden Algenteppiche bremsen oder verhindern das Wachstum von Wasserpflanzen (die das Wasser mit Sauerstoff versorgen könnten) durch Ausdunklung. Nach ihrem Absterben werden diese Algen dann ebenfalls unter Sauerstoffverbrauch zersetzt. So sinkt die Menge des im Wasser gelösten Sauerstoffs immer weiter ab, bis lebensfeindliche Bedingungen erreicht sind und es zu Fischsterben kommt. Mittlerweile ist der Sauerstoffgehalt des Wassers in Grundnähe so niedrig, dass sich anaerobe (sauerstofffreie) Zonen gebildet haben, in denen Biomasse (Blätter, Totholz, etc.) unter Bildung von giftigen, klimaschädlichen Gasen wie Methan (CH4) und Schwefelwasserstoff (H2S) umgesetzt wird (was wiederum die Lebensfeindlichkeit des Milieus erhöht). Nur an der Oberfläche sind noch einigermaßen “erträgliche” Sauerstoffkonzentrationen zu finden.
Dazu kommt, dass die Reste der Biomasse am Teichgrund eine mittlerweile recht starke Schicht an Schlamm bilden, die die Tiefe des Sees und damit das Wasservolumen stetig verringert. Eine geringere Menge an Wasser heizt sich (bei gleichem Energieeintrag) schneller auf. Dies hat zwei Effekte: Die Geschwindigkeit der Stoffwechselprozesse von Bakterien (und damit die Sauerstoffzehrung) im Wasser nimmt zu, während sich gleichzeitig die maximale Konzentration gelöster Gase (also auch von Sauerstoff) im Wasser verringert.
Die Probleme sind bekannt und benannt, die Förderung ist bewilligt - nun heißt es: Ärmel hochkrempeln und loslegen! Die folgenden Maßnahmen sollen die strukturellen Probleme des Teichs beseitigen und helfen, ihn in einen ökologisch wertvollen und stabilen Klarwassersee mit Mehrwert für alle Bewohner Darmstadts (ob menschlich oder tierisch) zu verwandeln.
... und was wir jetzt tun.
Damit der Moorteich zum Klarwassersee wird und es auch bleibt, müssen wir im und um den Teich herum so einiges tun. Einige Maßnahmen sind bereits angelaufen, andere liegen noch vor uns.
- Gehölzrückschnitt: Wir entnehmen sorgfältig ausgewählte Bäume rund um den Teich.
- Entschlammung und Entwicklung einer Zonierung: Der Schlamm wird entfernt und Flachwasserzonen werden eingerichtet.
- Temporäre Umsiedlung der Teichbewohner: Niemand wohnt gerne auf einer Baustelle, auch Fische und Muscheln nicht.
- Totholz und Müll: Wir entnehmen den ganzen Müll und das meiste Totholz - nur ausgewählte Stämme verbleiben.
- Beendung der Eutrophierung: Wir eliminieren des Phosphatproblem - once and for all.
- Errichtung eines Schutzzauns: Wildschweine und Nilgänse unerwünscht.
- Anlage eines Schilfgürtels: Viele Fragen, eine Antwort: Schilf.
Die folgenden Bilder zeigen bereits begonnene Arbeiten am Teich. Während jede einzelne Maßnahme bereits einen großen, positiven Eingriff in ein aquatisches Ökosystem darstellt, ergibt sich die tiefgreifende Wandlung erst durch die Synergien im Zusammenspiel der einzelnen Maßnahmen.
Der sorgsame Rückschnitt der den Teich umgebenden Gehölze lässt dem Wind Raum, an das Teichwasser zu gelangen und es leicht aufzuwühlen. Durch die vom Wind stark vergrößerte Teichoberfläche kann nun mehr Sauerstoff aus der Luft ins Wasser aufgenommen werden - gut für den Sauerstoffhaushalt. Dies wird auch die Menge an Laub, das in den Teich fällt, und damit den Nährstoffeintrag reduzieren.

Die Entschlammung und die Lösung des Problems des Phosphateintrags regulieren das Nährstoffangebot, womit auch die explosionsartige Algenblüte gestoppt wird. Eine weitere Quelle für überschüssige Nährstoffe ist das Totholz, das in nicht unbedeutenden Mengen im Wasser vorhanden ist. Auch dies werden wir größtenteils entfernen. Einige Äste mit Bodenkontakt werden als Strukturelemente im Wasser belassen. Diese können Vögel dann als Sitzwarten und die Fische unter Ihnen als Verstecke benutzen. Das an Land gezogene Totholz wird zu Totholzstapeln aufgeschichtet, die einer Reihe von Insekten als Lebensraum dienen und in denen Amphibien und Kleinsäuger Verstecke und Nahrung finden.


Ein verringertes Algenwachstum (durch die Reduktion der im Wasser verfügbaren Nährstoffe) bedeutet mehr und besseres (photosynthetisch nutzbares) Licht für die restlichen Pflanzen im Teich. Eine Regulation des Algenwachstums heißt auch, dass sich nicht mehr so viele abgestorbene Algen auf dem Grund absetzen, wo sie dann wieder unter Sauerstoffverbrauch und Nähstofffreisetzung abgebaut werden. Hier wird also eine Negativspirale gestoppt!
Durch das Ausbaggern erhält der Teich auch sein ursprüngliches Badewannenprofil zurück (was erst einmal nicht so gut ist). Deshalb schließt sich hier die Modellierung der Uferzone an, um im Teich natürliche (naturnahe) Flachwasserzonen zu etablieren, das Ufer an den meisten Stellen weniger steil zu machen und von bis ans Wasser reichender Vegetation freizustellen. Erst mit den Flachwasserzonen, der Ufermodellierung und der verminderten Algenblüte können wir nun Wasserpflanzen und einen Schilfgürtel pflanzen. Diese tragen durch den Sauerstoffeintrag aus der Photosynthese und eine klärende Wirkung des Wurzelapparats zur Sicherung der Wasserqualität bei. Zudem bieten die Wasserpflanzen zwischen ihren Stängeln Laichplätze für Fische, Eiablageplätze für Amphibien und Insekten, Platz für diverse Kinderstuben, Verstecke und Jagdgründe und das alles gleichzeitig. Zwischen den Pflanzen ist richtig was los. Und so wird es auch um das verbleibende Totholz (mit Bodenkontakt) sein. Oben sitzen die Vögel wartend auf ihrer Sitzwarte und unten die schwimmen die Fische in ihren Verstecken. Mitunter am gleichen Ast.
Wo wir gerade von den Bewohnern des Teichs reden: Heimische aquatische Organismen werden lebend gefangen und in die umliegenden Teiche umgesiedelt. Nach Beendigung der Arbeiten werden sie wieder im Moorteich ausgesetzt.
Wer genau hinsieht, wird in Zukunft wieder viele heimische Tierarten am und im Moorteich entdecken, z.B. die bisher fehlenden Amphibien. Für ein funktionierendes, stabiles, selbstregulierendes Nahrungsnetz werden wir diese Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten dringend brauchen. Allerdings ist auch nicht jeder Besucher am Teich willkommen. Unerwünschte Besucher wie Wildschweine und Nilgänse werden wir mit einem Staketenzaun fernhalten, um den Teich vor tierischen “Vandalen” zu schützen.
Durch diese ineinandergreifenden Maßnahmen wird sich der Moorteich von einem Gewässer mit Problemen stetig in einen ökologisch wertvollen Klarwasserteich verwandeln.









