KI im Übergang Schule-Beruf

(PSD)

Fachforum zeigt Perspektiven und Grenzen auf

Quelle: Shutterstock - FAMILY STOCK

Wie kann Künstliche Intelligenz (KI) junge Menschen im Übergang von der Schule in den Beruf unterstützen – und wo liegen ihre Grenzen? Diese Leitfragen prägten das „OloV-Fachforum Übergang Schule-Beruf“, das am Dienstag, 25. November, von der Fachstelle Jugendberufswegebegleitung/OloV Landkreis Darmstadt-Dieburg und Fachstelle Jugendberufshilfe der Wissenschaftsstadt Darmstadt im Kreistagssitzungssaal in Kranichstein ausgerichtet wurde. Unter dem Titel „Digitaler Wandel im Übergang Schule-Beruf: Impulse, Chancen und Risiken durch Künstliche Intelligenz“ näherten sich Expertinnen und Experten dem Thema aus technischer, pädagogischer und sozialer Perspektive.

KI als Werkzeug, nicht als Ersatz des Menschen
Zu Beginn führte Dr. Christian Lannert (TU Darmstadt) in die Funktionsweisen und Einsatzmöglichkeiten von KI ein. Er verdeutlichte anhand eines Bildes, wie KI arbeitet: In der Mitte ein fertiges Holzbrett, darum herum unzählige Werkzeuge. Früher habe man all diese Werkzeuge selbst beherrschen müssen – heute könne KI viele Arbeitsschritte übernehmen, wenn man ihr präzise sagt, was sie tun soll. Lannerts zentrale Botschaft: „Der Mensch bleibt unverzichtbar, weil er die Richtung vorgibt.“

Doch was bedeutet das für Schulen? KI kann hier vielfältig eingesetzt werden: etwa bei der Erstellung individueller Kompetenzprofile, beim Erstellen und Analysieren von Bewerbungsunterlagen oder in Form interaktiver Simulationen, die Jugendlichen Einblick in verschiedene Berufsfelder geben. Lehrkräfte können KI nutzen, um Materialien zu differenzieren oder Jugendliche beim Schreiben von Lebensläufen, der Vorbereitung von Vorstellungsgesprächen oder dem Recherchieren von Berufswegen zu unterstützen.

Jugendliche nutzen KI – und begegnen ihr zugleich skeptisch
Lannert präsentierte Ergebnisse einer aktuellen Umfrage unter Jugendlichen: Mehr als ein Drittel der Befragten nutzt KI bereits, vor allem für schulische Aufgaben oder zur Recherche. Gleichzeitig zeigten sie eine gesunde Grundskepsis – eine Haltung, die Lannert ausdrücklich begrüßt. Kritisches Hinterfragen sei eine wichtige Voraussetzung dafür, KI verantwortungsvoll einzusetzen. Zudem wünschten sich die Jugendlichen deutlich mehr Unterricht zu KI, ihren Chancen, Risiken und technischen Grundlagen.

Berufswahl ist kein rein rationaler Prozess
Im weiteren Verlauf machten Fachleute deutlich, warum KI im Übergang Schule-Beruf besonders sensibel eingesetzt werden muss. Die Berufswahl, so wurde mehrfach betont, sei kein linearer, rationaler Entscheidungsprozess, sondern werde stark von emotionalen, kognitiven und sozialen Faktoren bestimmt – und nicht selten von Zufällen geprägt. Jugendliche suchen in dieser Phase vor allem nach Anerkennung und einem Platz in der Gesellschaft, der sich für sie sinnvoll und wertschätzend anfühlt.

KI könne hier Orientierung bieten, etwa durch personalisierte Empfehlungen oder niedrigschwellige digitale Beratung. Sie dürfe jedoch nie das persönliche Gespräch ersetzen, das Vertrauen schafft, Unsicherheiten auffängt und die Lebenswelt der Jugendlichen in ihrer Komplexität berücksichtigt.

Soziale Verantwortung und persönliche Nähe bleiben zentral
Daran knüpfte Christel Sprößler, Sozial- und Jugenddezernentin des Landkreises, an: „Die Welt verändert sich rasant und wir müssen bei der digitalen Entwicklung Schritt halten. Gleichzeitig bleibt für uns klar: Gerade im Übergang Schule-Beruf braucht es weiterhin den persönlichen Kontakt, damit wir junge Menschen wirklich erreichen und begleiten können.“ Sprößler betonte, dass KI bestehende Ungleichheiten nicht verstärken dürfe. Im besten Fall könne sie Barrieren abbauen und insbesondere benachteiligte junge Menschen unterstützen. Darmstadts Bürgermeisterin Barbara Akdeniz dankte zu Beginn allen Beteiligten, dass sie sich mit der Thematik so differenziert auseinandersetzen. „Die KI ist nur so gut, wie sie mit Daten und Informationen gefüttert wird, wir müssen die jungen Menschen dabei begleiten, die Informationen differenziert und reflektiert zu nutzen. Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit, Erwachsene tragen für Begleitprozesse die Verantwortung. Von daher bin ich sehr froh, dass sich so viele Einrichtungen, Institutionen und Vereine mit der Unterstützung von jungen Menschen bei der Arbeit mit KI befassen und sie professionell auf dem Weg in Ausbildung und Beruf begleiten.“

KI-Einsatz steckt noch in den Anfängen – Fachkräfte müssen geschult werden
Deutlich wurde im Forum auch: Der Einsatz von KI in der Beruflichen Orientierung steht noch ganz am Anfang. Viele Schulen und Einrichtungen haben bisher nur wenige Erfahrungen mit KI-basierten Tools, und es fehlt häufig an strukturierten Konzepten, wie diese sinnvoll und verantwortungsvoll genutzt werden können. Damit KI Jugendlichen tatsächlich nutzt, braucht es gut geschulte Pädagoginnen und Pädagogen, Berufsberaterinnen und -berater sowie sozialpädagogisches Fachpersonal, das die Technologie versteht, ihre Grenzen kennt und jungen Menschen vermitteln kann, wie sie KI kompetent und kritisch anwenden.

Das OloV-Fachforum machte deutlich: KI kann ein wertvolles Werkzeug sein, aber nur dann, wenn sie in einen pädagogischen Rahmen eingebettet ist, der persönliche Begleitung, soziale Verantwortung und Chancengerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt.