Auch für das Jahr 2026 ist es der Wissenschaftsstadt Darmstadt gelungen, Fördermittel für die vier bestehenden Gemeindepflegestandorte in der Stadt zu erhalten. Die Förderzusage des Hessischen Ministeriums für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG) wird von allen Beteiligten zwar positiv aufgenommen – dennoch bleibt die Unsicherheit über die Zukunft der Projekte bestehen.
„Natürlich freuen wir uns, dass sich die Träger bereit erklärt haben, das Projekt gemeinsam mit der Wissenschaftsstadt Darmstadt im Sinne der älteren Menschen im Quartier fortzuführen“, teilt Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Barbara Akdeniz mit. „Wir haben in den vergangenen fünf Jahren erlebt, dass die Gemeindepflege neben unserer Servicestelle Soziales und Beratung, dem Pflegestützpunkt und anderen Angeboten im Quartier eine wichtige Anlaufstelle für hilfesuchende Menschen ist – insbesondere bei den Themen Pflege, Alltagsunterstützung oder Einsamkeit. Der Prozess bis zur Bewilligung der Landesförderung ist jedoch jedes Mal eine große Herausforderung für uns.“
Die angespannte Haushaltslage macht sich dabei deutlich bemerkbar: Bei freiwilligen Leistungen wie der Gemeindepflege ist regelmäßig lange unklar, ob und unter welchen Bedingungen die Landesförderung fortgeführt wird, welche Kosten auf die Kommune und gegebenenfalls auf die Träger zukommen und ob diese überhaupt dauerhaft getragen werden können. „Zudem wollen wir gerne die Standorte in Darmstadt ausweiten und andere Stadtteile einbeziehen. Dafür fehlt leider jegliche Finanzierungszusage des Landes“, so Akdeniz weiter.
Trotz des angespannten Haushalts beteiligt sich die Wissenschaftsstadt Darmstadt mit Eigenmitteln in Höhe von 75.000 Euro jährlich und versucht so, die finanzielle Belastung der Träger so gering wie möglich zu halten. „Es wird zunehmend schwieriger – sowohl für die Kommune als auch für die Träger – die Gemeindepflege mit Eigenmitteln aufrechtzuerhalten“, bestätigt Jenna Reibold, Leitung der Regionalen Diakonie Darmstadt-Dieburg, die schwierige Ausgangslage.
„Das DRK mit zwei Standorten ist besonders gefordert“, ergänzt Benjamin Heier, Geschäftsführer des DRK Darmstadt-Stadt e.V. „Umso mehr freuen wir uns, dass wir das Projekt zumindest für das kommende Jahr absichern können und unseren älteren Mitmenschen wie auch unseren Gemeindepflegerinnen diese frohe Botschaft überbringen dürfen. Das verschafft uns allen erst einmal große Erleichterung.“
„Und genau das steht für uns an erster Stelle“, betont Susanne Kemmerer, Leitung des AGAPLESION Heimathauses. „Dass unsere Gemeindepflegerinnen, die tagtäglich großartige Arbeit leisten, ohne Unterbrechung weiterarbeiten können.“
Die Deckelung der Landesförderung auf 80 Prozent des Bruttoarbeitsentgelts und eine maximale Förderhöhe von 50.000 Euro pro Standort ist jedoch nicht auskömmlich. Während sich die Gemeindepflegerinnen nun uneingeschränkt auf das kommende Jahr vorbereiten können, wird mit Spannung auf die neue Förderausschreibung gewartet, die entscheidend dafür sein wird, wie sich die Gemeindepflege in Darmstadt ab 2027 aufstellen kann.
Bereits 2022 stand das Förderprojekt in Hessen kurzzeitig auf der Kippe: „Es ist uns bisher immer unter großem Einsatz gelungen, das Projekt weiterzuführen. Daher sind wir zuversichtlich, dass uns dies auch künftig gelingt“, zeigt sich Akdeniz optimistisch. „Grundsätzlich ist es jedoch so, dass die Kommunen enorm belastet sind. Wir sind auf die Förderung des Landes – die ohnehin schon jetzt zu gering ausfällt – dringend angewiesen.“
Abschließend fordert Bürgermeisterin Barbara Akdeniz eine stabile und auskömmliche Finanzierung, eine angemessene Wertschätzung der Gemeindepflegerinnen und langfristige Planungssicherheit für dieses wichtige Angebot. „Ich möchte auch auf die Petition des Bündnis Pflege hinweisen, denn die Gemeindepflege ist von ehrenamtlich Aktiven in den Fokus genommen worden und mit der Petition werden sinnvolle und wichtige Forderungen an das Land gerichtet. Ich gehöre zu den Erstunterzeichnerinnen, die Petition zu unterstützen bedeutet, sich für Gemeindepflege einzusetzen.“
Die Petition findet sich auf: https://www.openpetition.de/gemeindepflege.
Hintergrund:
Das Angebot der Gemeindepflege besteht in Darmstadt seit 2020. Gestartet ist das Projekt im Stadtteil Wixhausen in Trägerschaft des DRK Darmstadt-Stadt e.V. Im Laufe der Jahre kamen die Standorte Darmstadt-Nord – ebenfalls in der Trägerschaft des DRK -, Bessungen und Kranichstein hinzu. Die Trägerschaft in Bessungen liegt beim AGAPLESION Heimathaus, die Gemeindepflege in Kranichstein ist bei der Stadtteilwerkstatt Kranichstein, Regionale Diakonie, angesiedelt.
