Ein Jahr Afrikanische Schweinepest

(dk)

Wissenschaftsstadt Darmstadt zieht Zwischenbilanz

Wildschwein. Quelle: Shutterstock - JL. Lago

Vor etwas mehr als einem Jahr, am 15. Juni 2024, trat der erste Wildschweinfund mit positivem ASP-Testergebnis in Groß-Gerau auf – nun hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt eine Zwischenbilanz bei der Bekämpfung gezogen.

Trotz intensiver Vorbereitungen haben Ministerium und Stadt Darmstadt unmittelbar alle EU-vorgeschriebenen Maßnahmen eingeleitet, um eine Ausbreitung der Tierseuche zu verhindern oder zumindest einzudämmen. Seit Ausbruch hat die Veterinärabteilung Darmstadt zahlreiche Allgemeinverfügungen erlassen, um die Ausbreitung einzudämmen. Mit Lockerungen wurden diese Anordnungen schrittweise angepasst oder aufgehoben. Internationale Veterinärexperten der EU-Kommission (EUVET) bewerteten die von Hessen verfolgte Strategie als vorbildlich.

„Die Krisenbekämpfung beruht auf der engen Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche der Stadt, Jägern, Landwirtschaft, Polizei und Feuerwehr. Mitarbeitende aller Ebenen der Stadt sind eingebunden; das Geschehen ist dynamisch und erfordert regelmäßige, kurzfristige Anpassungen“, erklärt dazu der zuständige Dezernent Paul Georg Wandrey. Exemplarisch werde dies etwa dadurch, dass Anfang August 2024 eine vom Dezernenten ausgerufene Abschussprämie wegen Zonenkonflikten innerhalb von drei Tagen wieder aufgehoben werden musste.

Vor dem Ausbruch war die Wildschweindichte bereits hoch. Durch mehrere Monate Jagdruhe zur Verhinderung der Seuchenverbreitung stieg die Population weiter. Seit Dezember 2024 wurden Jagdruhe-Lockerungen schrittweise umgesetzt; seit dem 1. April 2025 gilt wieder eine verstärkte Bejagung. Binnen eines Jahres konnten mit Hilfe der Jägerschaft über 1.000 Wildschweine geborgen und beprobt werden, unterstützt durch eine großzügige Abschussprämie für verwertete und entsorgte Tiere. Ein zentrales Element der Bekämpfung bildet dabei das stadteigene Bergeteam, bestehend aus Mitarbeitenden aller Stadtbereiche, sowie dem Wildtierbeauftragten im Grünflächenamt. Rund um die Uhr, auch am Wochenende, arbeiten sie an Bergung, Beprobung, Festzäunen sowie Drohnen- und Hundesuchen: „Die Abschusszahlen verdeutlichen die Wirksamkeit der Maßnahmen, insbesondere zur Eindämmung der Frischlinge im urbanen Raum“, erläutert Wandrey gemeinsam mit Grünflächendezernent Michael Kolmer.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Bekämpfung der Schweinepest sind mobile Fangeinrichtungen und Festzäune. Dabei dienen die Fangeinrichtungen der Verminderung der Population und die Festzäune der Unterbrechung der Bewegungswege der Wildschweine. Regelmäßige Kontrollen, Wartung und Reparaturen sind notwendig. Bürgerinnen und Bürger helfen durch Meldungen defekter Zäune und Tore beim zeitnahen Handeln, hier steht weiterhin das Bürgerinnen- und Bürgerservicecenter (115) für Fragen und Anregungen zur Verfügung. 
Ergänzend zur Bekämpfung reduziert diese Maßnahme die Wildschweindichte im Stadtgebiet, unterbricht Infektionswege und mindert den Druck auf bewohnte Bereiche. Der Aufbau eines fest umzäunten, wildschweinfreien Schutzkorridors (weiße Zone) zwischen infizierten und seuchenfreien Gebieten ist ein zentraler Schritt, um Infektionsketten zu brechen. Innerhalb der weißen Zone gelten befestigte oder gekennzeichnete Wege für Radfahrer, Reiter und Wanderer.

„Die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest bleibt eine gemeinschaftliche Aufgabe. Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch dient der Optimierung von Abläufen und Maßnahmen. Das Ende der ASP-Herausforderung ist derzeit nicht absehbar, auf ähnliche Entwicklungen anderer Regionen reagieren wir weiterhin aufmerksam“, so Wandrey und weiter zusammen mit Kolmer: „Auch liegen uns mehrere Beschwerden bezüglich Wildschweinen aus den verschiedenen Stadtteilen, vor allem aus Arheilgen und Kranichstein, vor. Durch eine gezielte und aktive Bejagung reduzieren wir deshalb die Wildschweinbestände, um die Belastungen für die Anwohnerinnen und Anwohner spürbar und dauerhaft zu verringern. Das gilt besonders für den Darmstädter Norden – wo gezielt in die Bestände eingegriffen wird. ASP-Bekämpfung und Wildtiermanagement gehen hier Hand in Hand.“