Abflugroute Cindy S

(stip)

Nach rund einem Monat zieht Stadtrat Kolmer ein gemischtes erstes Fazit.

Flughafen-Start-und Landebahn Lichter bei Nacht, Flugzeug bei der Landung
Quelle: Shutterstock – Dogora Sun

Seit dem 10. Juli wird die Verlagerung der den Darmstädter Norden betreffenden Abflugroute Cindy S (früher „Amtix kurz“) im Probebetrieb genutzt. Nach einem Monat formuliert die Wissenschaftsstadt Darmstadt eine erste Zwischenbewertung, auch angesichts von Rückmeldungen aus der Bevölkerung.

„Der Juli war durch eine wechselhafte Wetterlage, die auch zu Starts nach 23 Uhr führte, und ferienbedingt durch ein sehr hohes Flugaufkommen gekennzeichnet. Die Wetterbedingungen haben zudem zu Abweichungen von Abflugrouten geführt, die nicht nur die Route Cindy S betrafen. In der Summe war das eine sehr ungünstige Situation für den Beginn der Verlagerung, was sich darin zeigt, dass wir nicht nur aus dem Darmstädter Norden Beschwerden und Meldungen über direkte Überflüge und Abweichungen von der Routenführung erhielten, sondern auch aus der Heimstättensiedlung, dem Europaviertel und der Waldkolonie“, erläutert der für Fluglärm zuständige Umweltdezernent Michael Kolmer.

Über das Büro von Umweltdezernent Kolmer und das Umweltamt sind seit dem 10. Juli rund 50 Meldungen und Beschwerden eingegangen. Ein Schwerpunkt ergibt sich am nördlichen Rand von Wixhausen, beispielsweise im Neubaugebiet Im Appensee/WX8. Die Beschwerden thematisieren Abweichungen von der Flugroute, Abflüge nach Beginn der Nachtflugbeschränkung und einen Anstieg der Fluglärmbelastung. Gleichzeitig gingen auch positive Rückmeldungen aus entlasteten Gebieten ein.

Zu den Abweichungen hatte die Deutsche Flugsicherung bereits festgestellt, dass rund 97 Prozent der Abflüge auf der vorgesehenen Flugroute verlaufen. Abweichungen seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass ab bestimmten Flughöhen seitens der Flugsicherung Direktfreigaben erteilt werden können, damit Piloten das Ziel des Fluges direkter ansteuern können.

Bei Unwetter und Starkregen, die im vergangenen Juli gehäuft auftraten, kann es teilweise aus Sicherheitsgründen zur Einstellung der Abfertigung am Flughafen kommen. Die daraus resultierenden Verzögerungen können sich anschließend bis zum Beginn der Nachtflugbeschränkung um 23 Uhr durchziehen. Gemäß dem Planfeststellungsbeschluss zum Flughafenausbau können in solchen Fällen die verzögerten Starts durch Einzelgenehmigungen bis 24 Uhr nachgeholt werden. Alleine im Juli gab es an 9 von 21 Tagen nach dem Beginn der Verlagerung am 10. Juli solche Starts nach 23 Uhr. Das für die Erteilung der Genehmigungen zuständige Hessische Wirtschaftsministerium stellt fortlaufend Daten und Erläuterungen zu den Ausnahmen von der Nachtflugbeschränkung unter https://wirtschaft.hessen.de/verkehr/luftverkehr/verspaetete-starts-und-landungen zur Verfügung.

Aber auch wenn durch Unwetter oder Schlechtwettergebiete im Flughafenumfeld die Abfertigung am Flughafen nicht eingestellt werden muss, können sich hierdurch Besonderheiten ergeben. Teilweise werden diese Abflüge abweichend von den nominellen Abflugrouten um Schlechtwettergebiete herumgeführt, was im Fall der Abflugroute Cindy S zu direkten Überflügen der nördlichen Stadtteile und der Kernstadt führen kann. Wetterbedingt kam es im Juli zu einer deutlichen Häufung solcher Umfliegungen.

„Wir schauen uns selbst jeden Tag hinsichtlich möglicher Abweichungen genau an. Der vergangene Juli war dabei sicherlich aufgrund der Wetterlage nicht repräsentativ. Aus unserer Sicht hat sich aber bislang bestätigt, dass die Route in den meisten Fällen eingehalten wird und Abweichungen nachvollziehbare Gründe haben. Wir werden hier weiterhin genau hinschauen, auch in der sich aktuell abzeichnenden ruhigeren Wetterlage. Es zeigt sich aber auch, dass es sinnvoll und nachvollziehbar ist, einen längeren Zeitraum zur Untersuchung der Verlagerung zu nutzen“, so Kolmer.

Das entsprechend lang geplante Monitoringverfahren zur Verlagerung der Abflugroute Cindy S folgt dem Beispiel anderer aktiver Schallschutzmaßnahmen, welche nach der Umsetzung einem Monitoring durch das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) unterzogen wurden. Konkret ist vorgesehen, über eine Dauer von zwölf Monaten die tatsächlichen Folgen der Verlagerung hinsichtlich Lärm, Einhaltung der Flugrouten und Auswirkung auf Flughöhen festzustellen. Zuständig hierfür ist das UNH als Geschäftsstelle des Forums „Flughafen und Region“. Nach sechs Monaten sollen erste Ergebnisse in den zuständigen Gremien wie der Fluglärmkommission vorgestellt werden.

Grundlage für die Umsetzung der Cindy S-Verlagerung war eine in der Summe maßgebliche Entlastungswirkung. Wie bei anderen Arten von Verkehrslärm werden hierbei die Betroffenheiten rechnerisch ermittelt, unter anderem mit Berücksichtigung der Wirkung von Lärm. Um zu überprüfen, ob sich die grundlegenden Annahmen aus den Berechnungen bestätigen, werden entsprechende Messdaten herangezogen. Im Vorfeld der Verlagerung wurden entsprechend durch das UNH über jeweils drei Monate Messungen in Erzhausen, Egelsbach, Arheilgen und Wixhausen durchgeführt. Diese Messungen werden im Rahmen der umgesetzten Verlagerung an den gleichen Standorten zu den möglichst gleichen Zeiträumen wiederholt, um vergleichbare Bedingungen zum Beispiel bei der Lufttemperatur zu gewährleisten, da diese auch einen Einfluss auf die Höhe und damit Lautstärke der Abflüge hat.

„Mir ist es wichtig zu betonen, dass selbstverständlich Messungen des Fluglärms in die Bewertung der Verlagerung einfließen sollen und werden. Aus diesem Grund haben wir als Stadt das UNH bei der Suche nach geeigneten Messstandorten in Wixhausen und Arheilgen unterstützt und den Kontakt zu den Grundstücksbesitzerinnen und -besitzern hergestellt“, erläutert Kolmer.

Die Stadt Darmstadt wird zudem auf dem Dach des Bürgermeister-Pohl-Hauses in Ergänzung zu den bereits vorhandenen städtischen Messstellen in Arheilgen und auf der alten Schule in der Wixhäuser Ostendstraße bis Oktober eine weitere Messstation einrichten. Die Messergebnisse werden auch hier im Netzwerk des Deutschen Fluglärmdienstes unter www.dfld.de kostenfrei und ohne zeitliche Verzögerung bereitgestellt.

Seitens der Stadt Darmstadt ist geplant, innerhalb der nächsten zwei Wochen die noch offenen Meldungen und Beschwerden individuell zu beantworten. Zudem wird auf der Internetseite der Stadt ein Bereich eingerichtet, um die eingebrachten Fragestellungen und jeweiligen Antworten zu sammeln.