80. Todestag

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Wissenschaftsstadt Darmstadt gedenkt des am 18. Mai 1945 verstorbenen Robert Schneider

Robert Schneider. Quelle: Wissenschaftsstadt Darmstadt - Stadtarchiv

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt gedenkt des am 18. Mai 1945 durch Suizid verstorbenen Robert Schneider. „Der Darmstädter Heimat- und Mundartdichter Robert Schneider ist und bleibt ein wichtiger Teil unserer Stadtkultur“, so Oberbürgermeister und Kulturdezernent Hanno Benz.

Robert Schneider kam am 6. Dezember 1875 in Darmstadt zur Welt. Er besuchte die Ballonschule, die Schule der Altstädter, lernte Steindrucker, war Soldat im Ersten Weltkrieg und übte verschiedene Berufe aus, u.a. als Inspektor einer Versicherung, ehe er zu einem der bedeutendsten Heimat- und Mundartdichter Südhessens und insbesondere seiner Heimatstadt Darmstadt avancierte, der den Darmstädterinnen und Darmstädtern voller „anti-pathetischem Humor“ (Fritz Deppert) den Spiegel vorhielt und durch seine Mundartpossen von sich reden machte. 1933 erteilten ihm die Nationalsozialisten allerdings Schreibverbot, da ihnen sein obrigkeitskritischer-anarchischer Humor ein Dorn im Auge war.

Robert Schneider ist es zu verdanken, dass Niebergall zu Ehren 1930 der Niebergall-Brunnen aufgestellt wurde. Schneider führte die große Mundarttradition von Ernst Elias Niebergall („Datterich“) und Karl Schaffnit („Der Bub will ham“) weiter – und machte ihn selber unsterblich. In Erinnerung geblieben sind Robert Schneiders Kolumnen im Darmstädter Tagblatt mit dem Bienchen Bimbernell. Er brachte den Darmstädterinnen und Darmstädtern bei, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Sein Glanzstück lieferte er mit seiner Niebergall-Fortsetzung „Wie de Datterich in de Himmel kumme is‘“, die bis heute Wiederaufführungen durch die Hessische Spielgemeinschaft erlebt. Schneider avancierte dank seiner Mundartdichtung zu einem „Katalysator zwischen Verstand und Gemüt“ (Fritz Deppert).

Schneider schrieb neben zahlreichen Gedichtbänden, lokalen politischen Kommentaren und Wochenendbetrachtungen im Darmstädter Tagblatt die Mundartposse „Der Lumbe-Awend“ oder „Mann is Mann“, die 1927 uraufgeführt wurde. Unter seinen zahlreichen Veröffentlichungen: Der Band „Darmstädtisches von Robert Schneider. Gedichtcher un Geschichtcher in Hesse-Darmstädter Mundart“.

Robert Schneider war – wie Wilhelm Leuschner – von 1923 bis 1945 Mitglied der Darmstädter Freimaurerloge Johannes der Evangelist zur Eintracht. Die Zerstörung seiner Heimatstadt verwand er nicht – weder die kulturelle Zerstörung durch die Nationalsozialisten noch die physische Zerstörung in der Brandnacht 1944. All dies trug möglicherweise dazu bei, dass er am 18. Mai 1945 Suizid beging.

Robert Schneiders Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof. Nach 1945 wurde ihm zu Ehren die Schwanengasse in Robert-Schneider-Straße umbenannt. Sein Geburtshaus in der nach ihm benannten Straße wurde trotz Protesten der Bürgerinitiative Lebendiges Martinsviertel 2013 abgerissen. An ihn erinnert das Robert-Schneider-Denkmal auf dem Schlossgartenplatz.

Robert Schneider ist der Großvater des Drehbuchautors und Schauspielers Robert Stromberger.