Oberbürgermeister Jochen Partsch hat am heutigen Dienstag, 20. Juni, in der Arheilger Straße 82, dem Geburtshaus von Carl Gunschmann, eine Gedenktafel enthüllt, die künftig an den Darmstädter Maler erinnern soll: „Der Darmstädter Künstler Carl Gunschmann prägte mit seinen ausdrucksstarken Werken maßgeblich die expressionistische Malerei zwischen den beiden Weltkriegen“, erläuterte Partsch. „Als Mitgründer der Darmstädter Sezession, Präsident der Neuen Darmstädter Sezession und Büchner-Preisträger ist sein Wirken untrennbar mit der Entwicklung von Kunst und Kultur im 20. Jahrhundert in Darmstadt, Deutschland und weit darüber hinaus verbunden. Die heute enthüllte Tafel soll diesen Umstand noch stärker im Stadtbild verankern und an eine große Persönlichkeit, einen bedeutenden Sohn unserer Stadt erinnern.“
Die 30 x 30 Zentimeter große Tafel an der Wand des Hauses enthält folgenden Text:
In diesem Haus wurde am 18. Dezember 1895 der Maler Carl Gunschmann (1895-1984) geboren. Er bestimmte über Jahrzehnte das Darmstädter Kunstgeschehen mit. In seinem eigenständigen Malstil zwischen Expressionismus und neuer Sachlichkeit übte er großen Einfluss auf die regionale Kunstszene aus. Als Mitglied des literarischen-künstlerischen Zirkels um die Zeitschriften „Dachstube“ und „Tribunal“ illustrierte er seit 1916 viele Publikationen des Dachstubenverlags. 1919 war er Mitbegründer der Darmstädter Sezession sowie ab 1957 deren Präsident, ab 1966 Ehrenpräsident. Zahlreiche Auszeichnungen krönten sein Wirken: 1949 erhielt er den Georg-Büchner-Preis, er war Träger der Silbernen Verdienstplakette und der Johann-Heinrich-Meck-Ehrung der Stadt Darmstadt und Träger des Bundesverdienstkreuzes.
Über Carl Gunschman:
Carl Gunschmann wurde am 18. Dezember 1895 in Darmstadt geboren. Im Jahr 1910 begann er ein Kunststudium mit einem Stipendium des Hessischen Großherzogs in der Malschule von Adolf Beyer, brach jedoch dieses nach kurzer Zeit ab. Zwei Jahre später verlegte er zusammen mit Hans Schiebelhuth seinen Wohnsitz nach München und lernte dort Else Lasker-Schüler, Karl Wolfskehl, Fritz Usinger und Adam Antes kennen.
Während des Ersten Weltkrieges fertigte er für den Darmstädter Verlag und dessen Zeitschrift Die Dachstube Grafiken an und arbeitete mit Pepy Würth, Carlo Mierendorff, Theodor Haubach und Kasimir Edschmid zusammen. Nach den Revolutionswirren 1919 gründete er mit Kasimir Edschmid die Darmstädter Sezession. Seine bevorzugte Thematik in dieser Zeit waren Menschen in paradiesischen Urzuständen, expressionistische Darstellungen von Badenden und Liebenden. Nach 1920 folgten vor allem Stillleben und Porträts im Stil der Neuen Sachlichkeit.
Bis 1933 stellte sich eine rege Ausstellungs- und Jurorentätigkeit bei Gunschmann ein. 1920 heiratete er seine erste Frau, die Schauspielerin Käte Meissner. 1937 zog Gunschmann mit seiner zweiten Ehefrau Marga Roeder wieder nach München. 1938 wurde sein Sohn Peter Gunschmann geboren und die Familie zog nach Gstadt am Chiemsee. Vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1949, erhielt Gunschmann den Georg-Büchner-Preis. Es folgte eine Beteiligung an Ausstellungen der Neuen Darmstädter Sezession, die mit einer Rückkehr in die Geburtsstadt 1952 verbunden war. 1957 wurde Gunschmann schließlich Präsident der Neuen Darmstädter Sezession und heiratete in dritter Ehe Annemarie Kattler. 1966 wurde er Ehrenpräsident der Sezession. Vom Beginn der 1970er Jahre bis zu seinem Tod litt der Künstler am Grauen Star und erblindete nach einigen Jahren vollständig. Neben der Malerei beschäftigte er sich von 1915 bis Ende der 1920er Jahre mit Radierungen, Lithografien und Holz- bzw. Linolschnitten. Im Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil seines Frühwerks, einschließlich der meisten Druckstöcke, zerstört.
Carl Gunschmann starb am 26. September 1984 in Darmstadt.