Mädchen mit Migrationshintergrund in Krisensituationen

(ho)

Mädchen und junge Frauen können unabhängig von ihrer Herkunft in Familie, Schule, Ausbildung oder Umwelt in Krisen geraten. Konfliktsituationen erscheinen dann oft unlösbar und Lösungswege und Strategien professioneller Helfer mit denen der Eltern unverträglich, wenn es sich um junge Migrantinnen - insbesondere muslimischer Herkunft - handelt.

Ein Workshop des Arbeitskreises Migration und Gesundheit und des Mädchenarbeitskreises hat sich unter Federführung des interkulturellen Büros sowie der Kinder- und Jugendförderung der Wissenschaftsstadt Darmstadt am Freitag (8.) mit der Frage beschäftigt, wie Fachkräfte Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund in Krisensituationen unterstützt werden können.
Mit der Rolle von kulturellen Aspekten beschäftigte sich dabei ein Vortrag von Dr. Neval Gültekin-Thomasson. Die Erziehungswissenschaftlerin ist Gründerin des interkulturellen Bildungs- und Beratungszentrums für Frauen und Mädchen in Frankfurt und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Staatlichen Schulamt in Frankfurt.

Der Kinderarzt Dr. Fahri Khalik, Psychoanalytiker und Jugendpsychiater, beschäftigt sich mit den gesundheitlichen und psychotherapeutischen Auswirkungen der Migration auf die Identitätsentwicklung von Migrantenkindern und -jugendlichen. Khalik informierte die mit dem Workshop angesprochenen pädagogischen Fachkräfte, Mediziner sowie Integrations- und Ausländerbeauftragte der Polizei und Stadtteilpolizisten über Grenzen und Möglichkeiten im Kontakt zu Familien von Migrantenmädchen in Krisensituationen.

Gabriele Dierks vom interkulturellen Büro moderierte die Diskussion zu den beiden Kurzvorträgen. In zwei Arbeitsgruppen, moderiert von Sabine Eller (Frauenbüro) und Waltraud Langer (Kinder- und Jugendförderung), wurden Handlungsempfehlungen über zusätzliche Unterstützungsmöglichkeiten erarbeitet: Verstärkte Kooperation zwischen den teilnehmenden Fachkräften, Fortbildungsangebote oder Einsatz von sprachlich-kulturellen Vermittlungskräften wie Integrationsassistenten sind einige Beispiele dafür. Alp Otman, Leiter des interkulturellen Büros der Wissenschaftsstadt Darmstadt, zog eine positive Bilanz des Workshops: „Wir haben eine Fülle von Anregungen aufgenommen, die es jetzt zu analysieren gilt“, erläuterte Otman.

Der praxisbezogene Informationsaustausch unter den Teilnehmern aus jeweils unterschiedlicher beruflicher und kultureller Perspektive sei ein weiteres wichtiges Ergebnis der Runde. „Die arbeitsintensive Stimmung in den Arbeitsgruppen hat gezeigt, dass eine Fortführung dieses Workshops notwendig ist“, sagte Alp Otman. Gabriele Dierks, im interkulturellen Büro für Soziales, Gesundheit, Frauen und Stadtteilarbeit verantwortlich, konnte zudem eine Reihe von Vernetzungen ausmachen, die unter den Teilnehmern während des Workshops entstanden sind:“Wir konnten so auch herausarbeiten, welche Kooperationen notwendig sind, um weiter effektiv zusammenzuarbeiten“, erläuterte Dierks.

Stadtrat Jochen Partsch, Sozialdezernent der Wissenschaftsstadt Darmstadt, betonte die Wichtigkeit der städtischen Arbeit gerade für junge Menschen mit Migrationshintergrund. "Die Integration junger Menschen aus Migrantenfamilien mit ihrem jeweils ganz spezifischen Hintergrund ist eine wichtige kommunale Aufgabe. Ganz besonders die Situation junger Mädchen und Frauen erfordert unsere Engagement, speziell in Krisensituationen," so Partsch. Die Angebote des interkulturellen Büros und die Zusammenarbeit mit der städtischen Kinder- und Jugendförderung seien dafür ein wichtiges Fundament, sagte Partsch.