Suggestive Prosa und existentielle Grenzerfahrungen

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Lesebühne im Dezember: Sabine Mehne und Ralf Schwob lesen am 6. Dezember / Veranstaltung im Darmstädter Literaturhaus

Verarbeitet in ihren Texten existentielle Grenzerfahrungen: Autorin Sabine Mehne.
Foto: Pressestelle (PSD)

Zur nächsten Lesebühne am kommenden Mittwoch (6. Dezember), 20.00 Uhr, im Literaturhaus, Kasinostraße 3, lesen Sabine Mehne und Ralf Schwob, die beide auch Teilnehmer der Darmstädter Textwerkstatt sind. Ralf Schwob, der sich schon mit dem 2003 erschienenen Roman „Geschlossene Station“ einen Namen machte und auch literarische Auszeichnungen erhielt, wird seinen soeben beim Wiesenburg Verlag erschienenen Erzählband „Tage wie Nächte“ vorstellen.

Die zehn Geschichten dieses Bandes umspielen ein Grundmotiv, das man die Verstrickungen des einzelnen in Schuld nennen könnte, wäre da nicht die große Diskretion des Erzählers, der moralische Zurechtweisungen durch eine Poesie der Bilder ersetzt und Wahrheit damit über unsere Sprache, die immer auch eine Sprache der Vorurteile ist, hinaushebt.

Ralf Schwob, 1966 in Groß-Gerau geboren, studierte Germanistik in Mainz, war danach in verschiedenen Berufen tätig, u.a. als Lektor und Redakteur. Veröffentlichung literarischer Arbeiten in Anthologien und Zeitschriften seit Mitte 1990er Jahre. 2003 erschien sein Roman „Geschlossene Station“ im Wiesenburg Verlag.

1999 erhielt er den Literaturförderpreis der Stadt Mainz, 2002 und 2004 kam Schwob in der Endrunde um den Georg-K. Glaser-Förderpreis beim SWR, 2003 folgte ein Erster Preis beim Literaturwettbewerb der Gemeinde Stockstadt. 2005 Literaturförderpreis des Hamburger Lions-Club. Gute Prosa hat stets einen tieferen Grund als den, der sich im Erzählstoff zu erkennen gibt, sie schwingt nach und verleiht den Sätzen einen doppelten Boden. Ralf Schwob gelingt eine solche suggestive Prosa, die sich schnellen Deutungen entzieht und offen ist für neue, unerwartete Fragen. Der Autor gehört damit zu den wohl talentiertesten Erzählern seiner Generation.

Eine Verlagskollegin von Ralf Schwob ist Sabine Mehne, deren Prosadebüt „Winterfell“ wir auf der Lesebühne bereits im vergangenen Jahr vorstellen konnten.

In „Winterfell“ geht es um eine junge Familie, die mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird und den Umgang mit der Krankheit. Die Geschichte: Die Hauptfigur Sophie kämpft in der Klinik mit tiefen Ängsten und findet „Sophie die Zweite“, die sie aufrüttelt und zur Wandlung ermutigt... Der Schicksalsschlag einer lebensbedrohlichen Erkrankung, der Angriff auf eine heile Welt, schweißt die Familie erst richtig zusammen – Sabine Mehne gelang mit „Winterfell“ eine ergreifende Geschichte voller Überraschungen. Mit ihrem autobiografischen Buch versucht Autorin Mehne den Brückenschlag zwischen Literatur und medizinischer Problematik.

Es ist ein Roman, der nicht nur Leser ansprechen soll, die direkt oder indirekt mit dem aktuellen Thema Krebs konfrontiert sind. Vielmehr ist es auch ein Buch für Menschen, die sich nicht mit Oberflächlichkeiten zufrieden geben wollen, sondern die Unterhaltung in Form von lebendigen Geschichten lieben, die sich ganz nah am wirklichen Leben befinden. Letztlich ist es ein Buch für Menschen, die sich für aktuelle Themen interessieren. Tenor der Kritik: "Ein Roman, der weit über die Krankheit Krebs hinausweist. Eine Hommage an das Leben. Kostbar und unvergesslich."

Sabine Mehne wird am Nikolaustag die Erzählung „Das Reh und die Straßenbahn“ lesen, die beim Schreibwettbewerb der Gemeinde Stockstadt bereits einen zweiten Preis entgegennahm.

Sabine Mehne, geboren 1957 in Nürnberg, war bis 1997 als selbständige Physiotherapeutin und Familientherapeutin tätig. 1996 begann sie sich dem Schreiben zuzuwenden, zunächst in Fachpublikationen und schließlich auch in belletristischer Form.

Mitglied im Vorstand vom Netzwerk Nahtoderfahrungen e.V. Die Autorin setzt sich auch in ihrem neuesten Text „Das Reh und die Straßenbahn“ mit den existentiellen Grenzerfahrungen und den daraus erwachsenden Konflikten auseinander.

Dabei geht es auch um die Frage, wie man in Krankheiten und Krisen auch eine Chance für neue Werte entdeckt. Musikalisch umrahmt werden die Lesungen von Thomas Klanitza am Piano. Moderation der Gespräche übernimmt der Leiter der Darmstädter Textwerkstatt, Kurt Drawert. Der Eintritt ist frei.