Wissenschaftsstadt Darmstadt erinnert an ehemaligen Darmstädter Bürgermeister und Landtagspräsidenten Heinrich Delp

(fre / dk)
Heinrich Delp. Quelle: Stadtarchiv Darmstadt

Anlässlich des 80. Todestags des ehemaligen Darmstädter Bürgermeisters, Sozialdezernenten und Landtagspräsidenten Heinrich Delp erinnert die Wissenschaftsstadt Darmstadt an den am 14. Mai 1945 an den Folgen der Haft im Todeslager Dachau verstorbenen SPD-Politiker.

Oberbürgermeister Hanno Benz würdigte aus diesem Anlass den engen Weggefährten Wilhelm Leuschners, der zu dessen zivilen Widerstandsnetzwerk gegen die NS-Diktatur gehörte: „Der führende Darmstädter SPD-Politiker, Bürgermeister, Sozialdezernent, Gewerkschafter und entschiedene NS-Gegner Heinrich Delp hat sich hohe Verdienste um das Gemeinwohl für unsere Stadt und für Hessen erworben. Heinrich Delp war ein engagierter Verfechter unserer Demokratie, trat zeit seines Lebens stets für Freiheit, soziale Fairness und Recht ein.“

Zur Welt kam Heinrich Delp am 31. Januar 1878 in Eberstadt. Er war Sohn eines Handelsmanns, gelernter Maurer, seine Lehre absolvierte er in Mainz. Seit 1901 SPD-Mitglied avancierte er 1904 zum Sekretär im Deutschen Bauarbeiterverband in Mainz und war seit 1906 als Darmstädter Geschäftsführer desselben Verbands mit Büro in der Bismarckstraße 19. Im Jahr 1903 heiratete Delp die in Mainz lebende Katharina Seib (1882-1950).

Noch im Kaiserreich und während des Großherzogtums Hessen-Darmstadt begann Delps jahrzehntelange politische Laufbahn – von 1909 bis 1919 als SPD-Stadtverordneter der Stadt Darmstadt. Heinrich Delp war in der Darmstädter Novemberrevolution 1918/19 und in der Weimarer Demokratie einer der führenden Köpfe der Sozialdemokratie, kämpfte für soziale Gerechtigkeit und gegen die Folgen der Massenarbeitslosigkeit.

Von August 1926 bis Ende März 1933 amtierte Heinrich Delp als Bürgermeister und Sozialdezernent der Stadt Darmstadt, ehe ihn die Nazis mit Beginn ihrer Diktatur aus allen Ämtern jagten und er faktisch Berufsverbot erhielt. Von 1919 bis 1933 war Delp zudem als Mitglied des Hessischen Landtags in der Hessischen Landespolitik aktiv, von 1928 bis 1931 hatte er auch das Amt des Landtagspräsidenten inne. Außerdem amtierte er auch 1919-1921 als Vize-Präsident des Parlaments, das seinen Sitz am Luisenplatz hatte, dort, wo heute die Sparkasse residiert, war von 1921-1928 Vorsitzender des Finanzausschusses des Landtages des Volksstaats Hessen.

Zuletzt lebte Delp mit seiner Familie in der Riedeselstraße 19. Am 29. März 1933 kam er in Mainz durch die Gestapo willkürlich verhaftet, in die irreführend von den Nazis sogenannte „Schutzhaft“, in Wahrheit ohne jeden Rechtsschutz. Zwar entließ man ihn einen Tag später, im gleichen Atemzug verlor er alle seine Ämter. Am 22. August 1944 kam er in Haft – und wurde gemeinsam mit zahlreichen Darmstädter Sozialdemokraten gewaltsam ins Todes- und Vernichtungslager Dachau bei München verschleppt und dort schwer misshandelt. Er erlag, wenige Tage nach der Befreiung des Todeslagers durch die US-Army, den Folgen der dort erlittenen Folter.

Heinrich Delp fand auf dem Bessunger Friedhof seine letzte Ruhestätte. Heinrich Delps Enkel, der bundesweit bekannte langjährige Freiburger Oberbürgermeister Rolf Böhme (1934-2019), der auch Staatssekretär und Bundestagsabgeordneter war, besuchte das Ehrengrab seines Großvaters zum 60. Todestag 2005. Der TUD-Historiker und ehemalige TU-Präsident Prof. Helmut Böhme (1936-2012) war überdies ein Cousin des Delp-Enkels Rolf Böhme. 
In Darmstadt-Eberstadt gibt es seit 1953 eine Heinrich-Delp-Straße, die an das Wirken des Politikers erinnert.