Feinstaubaktionsplan der Stadt zeigt positive Wirkung

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Tenor: Verkehrszählungen und –befragung liefern gute Basis für die Zukunft /Klaus Feuchtinger: „Feinstaubaktionsplan zeitigt erste Erfolge“ / Dieter Wenzel: „Wir hatten vorher keine Angaben über Quellen und Ziele des LKW-Verkehrs in Darmstadt – jetzt haben wir sie“

Der Feinstaubaktionsplan der Stadt zeigt laut der jetzt vorliegenden Studie zur Verkehrszählung und –befragung erste positive Wirkung.

Darmstadts Umwelt- und ÖPNV-Dezernent Klaus Feuchtinger zeigte sich mit den Ergebnissen der Verkehrszählungen und –befragungen im Rahmen des Feinstaubaktionsplans sehr zufrieden: „Der Einstieg in den Feinstaubaktionsplan ist geschafft, es ist gelungen, die Anzahl der LKWs zu verringern, die durch die Innenstadt fahren.“ Der Aktionsplan beginne zu greifen und zeitige jetzt erste Erfolge. „Es kommt jetzt darauf an, dass wir in unseren Anstrengungen nicht nachlassen, im Interesse der Gesundheit und des Lärmschutzes der Darmstädter Bevölkerung.“

Auch Baustadtrat Dieter Wenzel zeigte sich erfreut: „Wir hatten vorher keine Angaben über Quellen und Ziele des LKW-Verkehrs in Darmstadt – jetzt haben wir sie.“ Wenzel lobte die „hervorragende Zusammenarbeit“ mit der Polizei. „Die Kolleginnen und Kollegen der Darmstädter Polizei haben durch regelmäßige Kontrollen wesentlich zum Erfolg des städtischen Feinstaubaktionsplans beigetragen.“

Beide Dezernenten kommentierten damit die Ergebnisse einer ersten Studie zu den Verkehrszählungen und –befragungen im Raum Darmstadt: Neben der Stadt waren bei der Vorstellung der Resultate im Hessischen Umweltministerium auch Vertreter des RP (Regierungspräsidiums Darmstadt), des Hessischen Amts für Straßen- und Verkehrswesen, des Grünflächen- und Umweltamts der Stadt Darmstadt und des Landkreises, aber auch des Darmstädter Polizeipräsidiums und des Hessischen Amts für Straßen- und Verkehrswesen zugegen. All diese Akteure wirkten mit an der Verkehrszählung, die u.a. 24-Stunden-Zählungen, Verkehrsbefragungen an fünf Querschnitten (jeweils 8.30 bis 12.30 Uhr), postalische Befragung von Unternehmen in der Region und Dauerzählungen an 10 Querschnitten. Hernach soll eine Auswertung der genauen Datensätze durchs Hessische Landesamt für Straßen und Verkehrswesen und das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung.

Gültig ist der Feinstaubaktionsplan in Darmstadt seit dem 26. April 2006 (Aufstellung der Schilder): Seitdem gilt ein Durchfahrverbot für LKW ab 3,5 Tonnen. Gesperrt ist die Durchfahrt Ost/West sowie die mittlere Rheinstraße zwischen Casino- und Rheinstraße.

Ausgenommen sind seitdem Be- und Entlader in Darmstadt, aber auch des Landkreises Darmstadt-Dieburg und des Odenwaldkreises. In der Zeit zwischen 6 Uhr früh und 20 Uhr abends. Zudem gilt seit dem 26. April in Darmstadt zwischen 20 und 6 Uhr ein Nachtfahrverbot für LKW ab 3,5 Tonnen. Für mehr als 150 Firmen gab es Ausnahmegenehmigungen (das betrifft mehr als 600 Fahrzeuge) - –twa wegen Notfallversorgung (krankenhaus, Feuerwehr), Verderblichen Waren oder sonstigen Lieferungen.

Vor allem zwei Aspekte der aktuellen Untersuchung sind aus Sicht der Stadt bemerkenswert: Zum einen zeigen die Vorher-Nachher-Vergleiche von Zählungen an innerstädtischen Knoten deutlich eine Verdrängung von Schwerverkehr aus der Darmstädter Innenstadt – also jenem Gebiet, in dem der Feinstaubaktionsplan in Kraft ist. „Das Durchfahrverbot für LKWs durch die Darmstädter Innenstadt greift - jeder LKW weniger, der durch Darmstadt fährt, ist ein Erfolg“, so Feuchtinger.

Weitere Erkenntnis der Verkehrszählung und –befragung zum Thema Feinstaub: Der LKW-Schwerverkehr in Darmstadt findet größtenteils tagsüber statt.

Zum anderen förderte die Studie zutage, dass der Schwerverkehr in und um Darmstadt – „allen Unkenrufen zum Trotz“ (Wenzel) – Quellen und/oder Ziele in Darmstadt selbst oder Region hat. Der Vergleich der Quellen und Ziele des LKW-Schwerverkehrs mit den Herkunfts- bzw. Zulassungsorten der LKW zeigt zwar, dass ein erheblicher Anteil des regionalen LKW-Verkehrs von Fahrzeugen erbracht wird, die nicht in der Region zugelassen sind. Daraus folgt wesentlich: Die im Darmstädter Straßenbild zu beobachtenden Kfz-Kennzeichen führen meist in die Irre – jedenfalls lassen sie keine Rückschlüsse auf Quellen und Ziele des LKW-Verkehrs zu. Tenor der städtischen Experten: „In Darmstadt gibt es etwa viele LKWs mit belgischen Kennzeichen, die sind aber in der Regel für regionale Unternehmen vor Ort tätig und haben wirklich etwas in Darmstadt und der Region zu tun.“

30,6 Prozent der LKWs haben der vorläufigen Studie zufolge als Quelle oder Ziel in Darmstadt, 63 Prozent fahren im Großraum Starkenburg von A nach B und 6,5 Prozent sind purer Durchgangsverkehr.

Wenzel und Feuchtinger betonen zudem, dass es sich bei der leichten Erhöhung des LKW-Verkehrsaufkommens im Landkreis tatsächlich um „hausgemachte Verlagerungen“ handelt. Dies sei aber mitnichten eine Folge des Feinstaubaktionsplans der Stadt.

Feuchtinger wörtlich: Wir müssen uns die Ergebnisse der Verkehrszählung genau betrachten. Zum jetzigen Zeitpunkt kann noch keine seriöse Aussage darüber gemacht werden, ob eine Verschärfung des Durchfahrverbots erforderlich ist.“

Feuchtinger weiter: „Das Nachtfahrverbot muss auf alle Fälle zu 100 Prozent durchgesetzt werden und auch in Zukunft erhalten bleiben.“ Er regte an, die Höhe des Verwarnungsgelds angesichts der hohen gesundheitlichen Gefahren in Zukunft zu überdenken. Feuchtinger: „20 Euro sind zu wenig.“

Die stärkste Lkw-Belastung findet sich laut der aktuellen Verkehtszählung und –befragung im Gewerbegürtel des Darmstädter Westens und Nordens sowie auf der B 26 als regionaler Hauptverkehrsachse. Tenor: „Der LKW-Schwerlastverkehr ist ein räumlich abgrenzbares Phänomen.“

Beide Dezernenten regten an, es müsse künftig ein Mehr an grenzüberschreitender, gemeinsamer Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis geben: „Die Feinstaub-Emmissionen machen an der regionalen Grenze nicht Halt, wir müssen weitere, konsequente Schritte im Kampf gegen den Feinstaub, für Gesundheit und Lärmschutz der Bevölkerung gehen .“ Man unterstütze zudem die Initiative auf Bundesebene, ein Förderprogramm für schadstoffarme LKW’s aufzulegen.