Die Wissenschaftsstadt Darmstadt wird alle Schulen Zug um Zug baulich und technisch so ausstatten, dass in ihnen zeitgemäßes Lernen und Lehren mit auf dem jeweils aktuellen digitalen Niveau möglich ist. Darauf haben jetzt Oberbürgermeister Jochen Partsch sowie Schul- und Digitaldezernent Holger Klötzner hingewiesen.
„An unseren Schulen entscheidet sich die Zukunft nicht nur jedes einzelnen Kindes, sondern die unserer Gesellschaft insgesamt. Teilhabe an optimal eingerichteten Bildungseinrichtungen ist die Grundvoraussetzung, dass wir die großen Herausforderungen, die uns jetzt und künftig gestellt werden, meistern können“, betont Oberbürgermeister Partsch. „Darmstadt wird – unter anderem über das Immobilienmanagement – dazu in den kommenden Jahren kontinuierlich große Anstrengungen und hohe Investitionen unternehmen.“
Im September 2019 hatte die Stadtverordnetenversammlung der Wissenschaftsstadt Darmstadt die weitreichende Digitalisierung der Darmstädter Schulen anhand eines neuen vom Medienzentrum des städtischen Schulamtes initiierten Medienentwicklungsplans beschlossen.
Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie im Laufe des Jahres 2020 und den daraus resultierenden Konsequenzen auf das Unterrichtsgeschehen, hinsichtlich Organisation und Durchführung des Schulalltags unter veränderten Bedingungen des Präsenzunterrichts sowie der Realisierung von zusätzlichem oder ersetzendem Distanz- und Hybridunterricht, erfuhr die weitere Entwicklung zur Umsetzung des Medienentwicklungsplans eine besondere Dramatik. „Grundlage für das Funktionieren dieser Unterrichtsformen ist die Digitalisierung des Unterrichts und weiter Teile des Schulwesens“, erklärt Stadtrat Holger Klötzner.
Zusätzlich zu den enormen gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Ausnahmesituation und den vielen Einschränkungen im Alltag traten damit hohe Anforderungen sowohl an die Lehrkräfte, die Eltern und Erziehungsberechtigten aber im Wesentlichen an die Schülerinnen und Schüler auf. Zu nennen sind hier aber auch Politik und Verwaltung. „Die Notwendigkeit, innerhalb kurzer Zeit digitale Strukturen und Prozesse in den schulischen Alltag zu integrieren, war und bleibt eine Anforderung für alle Beteiligten. Es hat sich gezeigt, dass an vielen Stellen mit Engagement und Flexibilität, aber auch mit Besonnenheit, Geduld und Fairness im Umgang miteinander auf die besonderen Herausforderungen des Pandemieunterrichts reagiert wurde“, so Klötzner.
Basis einer funktionierenden schulischen Digitalisierung bildet die Anbindung des Schulgebäudes mittels Glasfaser an das schnelle Internet und die Verlegung einer strukturierten Gebäudeverkabelung von Strom- und Netzwerkleitungen in Wänden und Decken bis in die Schulräume. Der Prozess der Anbindung an das Glasfasernetz der Darmstädter Schulen ist inzwischen abgeschlossen, von Seiten der Stadt wurden dafür rund eine Million Euro bereitgestellt.
Die baulichen Maßnahmen zur Herstellung einer umfassenden Gebäudeverkabelung beinhalten ausreichend Strom- und Netzwerkanschlüsse, Präsentations- und Tafelsysteme sowie eine gute WLAN-Ausleuchtung an den notwendigen Stellen im Schulgebäude. Dieser Prozess befindet sich in der Wissenschaftsstadt Darmstadt derzeit in der Umsetzung für alle Schulen und wird, abgesehen von Schulneubauten und Sanierungsmaßnahmen über den Digital-Pakt, einer Förderoption vom Bund und dem Land Hessen zur schulischen Digitalisierung, refinanziert.
„Nach den aktuellen Planungen ist der Abschluss der baulichen Arbeiten an den Darmstädter Schulen bis Ende 2024 vorgesehen und wird vom städtischen Immobilienmanagement umgesetzt. Parallel dazu werden die Schulen mit einer entsprechenden IT-Ausstattung versehen. Auch hier erfolgt in Teilen eine Refinanzierung aus dem Digital-Pakt. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat insgesamt rund 13,8 Millionen Euro darüber beantragt“, erläutert OB Jochen Partsch.
Allerdings können nicht alle Schulgebäude bereits im Jahr 2022 strukturiert verkabelt werden. Deshalb wurde das städtische Schulamt damit beauftragt, sogenannte Quick-and-Dirty-WLAN-Lösungen zur Überbrückung dieses Zeitraumes für jene Schulen, die erst nach 2022 verkabelt werden können, zu prüfen. Das städtische Schulamt hat entsprechende Konzeptionen erarbeitet und beschafft derzeit die erforderlichen Netzwerkkomponenten.
Erreicht wurden bereits oder befinden sich in der finalen Phase, die Angebote eines Mobile-Device-Managements für die Einrichtung, Betankung mit Apps und Konfiguration der mobilen Endgeräte (Tablets) sowie eine zentrale Schulträgerlizenz für Windows und Office für die gesamte schulische IT, eine Kommunikationsapp „Schul-Cloud“ für alle Schulen und die Angebote zentraler Dienste, aus denen Schulen entsprechend dem jeweiligen schulischen Medienkonzept auswählen können.
Ergänzend wurden im Zuge der Pandemie zur Bereitstellung von mobilen Endgeräten für Schülerinnen und Schüler, die im häuslichen Umfeld keinen Zugang zu einem PC haben, und zur Ausstattung der Lehrkräfte insgesamt 5631 Tablets beschafft und die Infrastruktur dafür aufgebaut. Darüber hinaus konnte mit Unterstützung und durch eine Kooperation der Wissenschaftsstadt Darmstadt mit dem Darmstädter Unternehmen Count+Care eine datenschutzkonforme Videokonferenzplattform für die Schulen eingerichtet und betrieben werden.
Dieses Angebot soll bis zur Etablierung einer funktionierenden, landesweiten Lösung für die Darmstädter Schulen bestehen bleiben. „Unabhängig von der vorhandenen IT-Ausstattung hat die Corona-Pandemie auch gezeigt, wie wichtig agile Denkweisen und Prozesse sind, vor allem in Bezug auf den Aufbau und Betrieb einer schulischen IT-Infrastruktur. Die permanent veränderten Rahmenbedingungen, die rasante technische Entwicklung und die nicht mehr lückenfreien Lieferketten machen dies unerlässlich“, so Klötzner.
Unter der Prämisse von Standardisierung und Professionalisierung wird das Konzept, Darmstädter Schulen auf dem Weg zur Digitalisierung als Ganzes zu betrachten, sukzessive und konsequent umgesetzt. Sukzessive, da die vorhandene, teilweise in die Jahre gekommene schulische IT-Ausstattung es weiterhin erfordert, Ersatzbeschaffung und Austausch defekter Bestandsgeräte durchzuführen. Konsequent deshalb, um in einem festen Fünf-Jahres-Rhythmus eine Betrachtung der gesamten IT an einer Schule durchzuführen und diese konform auszutauschen. Ziel ist, die einheitliche Ausstattung in allen Klassenräumen vorzuhalten, die Lehrkräfte gezielt zu schulen sowie effektive und ressourcenschonende Supportleistungen zu nutzen. Als beispielhaft auf dem Stand der digitalen Technik gelten der Neubau der Luise-Büchner-Grundschule sowie – nach umfassenden Sanierungsmaßnahmen – die Herderschule, Erich-Kästner-Schule und das Berufsschulzentrum Nord.
Im städtischen Schulamt sollen für den IT-Support zwei weitere Stellen besetzt werden. „Der aktuelle Medienentwicklungsplan ist bis Ende 2024 gültig, er wird aber schon im Jahr 2023 neu aufgesetzt. Hier haben wir die Zielvorgaben bereits mit dem Schulamt abgestimmt. Denn die Digitalisierung unterliegt einer dynamischen Entwicklung. Mir ist es sehr wichtig, vorausschauend und proaktiv die schulische Digitalisierung und damit einhergehend auch die Bildung unserer Kinder gut aufgestellt zu wissen“, so Klötzner.