Anlässlich des 80. Todestages von Albin Camillo Müller wird die Wissenschaftsstadt Darmstadt zum Gedenken am kommenden Samstag, 2. Oktober, einen Kranz an seiner Grabstätte (L 9c 178) auf dem Waldfriedhof niederlegen lassen.
„Mit der Kranzniederlegung wollen wir an das Werk Albin Müllers in Darmstadt erinnern, und seinen wichtigen Einfluss auf Kunst und Architektur in der Wissenschaftsstadt Darmstadt würdigen“, erläutert Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Mit seiner Handschrift gestaltete er maßgebliche Teile des neuen Welterbes Mathildenhöhe mit. Erhaltene bauliche Anlagen Müllers auf der Mathildenhöhe sind unter anderem das Wasserbecken vor der Russischen Kapelle, der Gartenpavillon und die Mosaiknische am Olbrichweg.“
Albin Camillo Müller, auch unter dem Künstlernamen Albinmüller bekannt, wurde am 13. Dezember 1871 als Sohn eines Tischlers in Dittersbach geboren. Nach dreijähriger Lehrzeit absolvierte er in der Tischlerei seines Vaters eine Tischlerlehre und arbeitete danach als Geselle in verschiedenen Möbelfabriken, unter anderem auch in Mainz, wo er sich an der Kunstgewerbeschule zum Möbelzeichner weiterbildete. 1889 begab er sich nach Dresden, um die dortige Kunstgewerbeschule zu besuchen. Noch im gleichen Jahr trat er dort in der Ausstellung „Heim und Herd“ erstmals als selbständiger Innenarchitekt in Erscheinung.
1900 wurde Albin Camillo Müller Lehrer an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. Mit ihm zog ein neuer künstlerischer Geist in diese Schule ein. Nach dem Zeichenunterricht übernahm er 1903 auch eine Klasse für Metallgestaltung und Innenraum. 1905 wurde er Leiter der neu gebildeten Abteilung für Innenraum und Architektur. In diesen Magdeburger Jahren entwickelte er ein breit gefächertes entwerferisches Spektrum, das von Textilien über Hausgerät und Mobiliar bis hin zur Architektur reichte. Seine Arbeiten wurden auf nationalen und internationalen Ausstellungen präsentiert. 1906 erhielt Albin Camillo Müller einen Lehrauftrag für angewandte Kunst an der Darmstädter Künstlerkolonie, wo er nach dem Tod (1908) von Joseph Maria Olbrich zum führenden Architekten wurde.
1907 wurde er zum Professor ernannt und war bis 1911 Lehrer für Raumkunst am Großherzoglichen Lehratelier für angewandte Kunst. Als Designer befasste er sich mit nahezu sämtlichen Werkstoffen und Bereichen des Kunstgewerbes. Seine Bemühungen galten dabei stets einer materialgerechten Formung und maßvollen Ornamentik. Besonders erfolgreich war er auf dem Gebiet der Keramik, vor allem des Steinzeugs, für das er neue Formen und Dekore entwickelte. 1910 wurde einer seiner Entwürfe in der Burgauer Porzellan-Manufaktur Ferdinand Selle ausgeführt und ging erfolgreich in Serie. Die von ihm entworfene und teilweise mit Mustereinrichtungen versehene „Miethäusergruppe“ am Olbrichweg war sein Hauptbeitrag zur letzten Künstlerkolonie-Ausstellung im Jahre 1914. Seit 1917 verwendete er den Künstlernamen „Albinmüller“.
Nach dem 1. Weltkrieg veröffentlichte er viele Architekturpublikationen und wandte sich verstärkt, nachdem seine Bemühungen um eine Reaktivierung der Künstlerkolonie scheiterten, der Entwicklung des Holzbaus und dem Entwurf von Siedlungs- und Einfamilienhäusern. Einen Höhepunkt seines architektonischen Schaffens stellten die Bauten und Innenräume für die deutsche Theaterausstellung in Magdeburg 1927 dar. Er entwarf das heute noch erhaltene Pferdetor und den Aussichtsturm Rotehornpark im Magdeburger Rotehornpark sowie weitere nicht erhaltene Gebäude. In Zeiten ohne öffentliche Aufträge wandte er sich der Landschaftsmalerei zu und bestätigte sich auch als Schriftsteller.
Die Städte Darmstadt und Magdeburg benannten den Albinmüllerweg nach ihm.