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Darmstadt Aktuell

Magistrat beschließt einstimmig Städtepartnerschaft mit der israelischen Stadt Nahariya

(stip) – Donnerstag, 01.06.2023

Maps of Naharia / Quelle: Wikimedia

In seiner Sitzung am gestrigen Mittwoch (31.) hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt einstimmig eine Städtepartnerschaft mit Nahariya, der dreißig Kilometer nördlich von Haifa gelegenen und nördlichsten Küstenstadt Israels, beschlossen. Nahariya ist damit Darmstadts siebzehnte Partnerstadt.

„Zwischen Darmstadt und Nahariya gibt es eine jahrzehntelange Städtefreundschaft mit gegenseitigen Austauschen und Begegnungen. Die Stadt Nahariya selbst sieht Darmstadt schon länger auch offiziell als Städtepartner an. Daher ist es gut und konsequent, die Städtepartnerschaft auch von unserer Seite aus offiziell zu beschließen – und der Magistrat ist meinem Vorschlag auch einstimmig gefolgt. Eine Städtepartnerschaft zwischen Darmstadt und Nahariya birgt vielversprechende Kooperationsmöglichkeiten, auch aufgrund der vielen politischen und inhaltlichen Gemeinsamkeiten. Darüber hinaus setzen wir mit diesem Beschluss ein starkes Zeichen für ein weltoffenes Darmstadt, das eine ebenso vertrauensvolle wie lebendige Beziehung zu Israel unterhält und unentwegt jedwede Form von Antisemitismus bekämpft“, so Oberbürgermeister Jochen Partsch.

Nahariya hat aktuell circa 58.000 Einwohner und liegt in der Region Westgaliläa, an der Mündung des Flusses Ga’aton ins Mittelmeer. Nahariya wurde 1934 als landwirtschaftliche Genossenschaftssiedlung von etwa 100 jüdischen Emigrantinnen und Emigranten gegründet, die vor den Nationalsozialisten geflüchtet waren. Im Zuge des Israelischen Unabhängigkeitskriegs (1947-49) wurden Nahariya und ganz Westgaliläa im UN-Teilungsplan den Arabern zugesprochen. Dennoch legte die Stadt weiterhin großen Wert auf ihre deutschen Wurzeln. Nach dem Krieg wandelte sich Nahariya zum Ferienort und Zentrum der Lebensmittelindustrie und erlebte damit ein rasches Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. In den darauffolgenden Jahren entwickelte sich Nahariya immer mehr zu einem Einwanderungsziel, wobei vor allem die Einwanderung aus Äthiopien und der ehemaligen Sowjetunion ab 1991 die Entwicklung prägten.
Die Stadt Nahariya zeichnet sich durch ihren hohen kulturellen Wert aus und gilt als historische Hauptstadt Westgaliläas. Auf dem HaGa’aton Boulevard, einer beliebten Straße im Zentrum der Stadt, finden sich zahlreiche Geschäfte und Boutiquen, Cafés und Restaurants, u.a. das Kultlokal „Pinguin“ aus der Gründungszeit Nahariyas. Darüber hinaus gibt es in Nahariya eine Vielzahl an Museen, darunter das Museum für Stadtgeschichte „Beit Liberman“ („Lieberman-Haus“). Im Umland Nahariyas befinden sich außerdem die historische Hafen- und Kreuzritterstadt Akkon sowie die mittelalterlichen Burgruinen Kibbuz Yehi’am.

Der Weg zur Städtepartnerschaft
Sigi Keren, der damalige Vize-Bürgermeister Nahariyas, knüpfte nach seiner Pensionierung Kontakte zu alten Freunden nach Darmstadt und schloss neue Kontakte, u.a. zum Stadtjugendpfleger der Evangelischen Kirche. Die Städtefreundschaft mit Nahariya wuchs im Rahmen regelmäßiger deutsch-israelischer Jugendbegegnungen. Die erste dokumentierte Jugendbegegnung veranstaltete die Evangelische Jugend im Jahr 1972. Im Jahr 1983 wandte sich der damalige Oberbürgermeister und ehemalige Präsident der deutsch-israelischen parlamentarischen Gesellschaft, Günther Metzger, an Nahariya mit dem Angebot, die Kontakte zwischen beiden Städten auf eine breitere Basis zu stellen. Bis dahin gab es lediglich enge Beziehungen zwischen Privatpersonen und ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Nahariya. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. in Darmstadt organisierte 1985 eine große Bildungsreise. Es folgten weitere Studienreisen mit verschiedenen Bildungsträgern, auch in Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld, die mit Nahariya seit 1980 verschwistert ist. Der erste offizielle Kontakt zwischen Darmstadt und Nahariya erfolgte 1991, als eine Delegation von Bündnis 90/Die Grünen die israelische Stadt besuchte. Sieben Jahre später besuchte Bürgermeister Horst Knechtel Nahariya. Anlässlich des Europawochenendes und 675-jährigen Stadtjubiläums begrüßte Darmstadt 2005 erstmals eine offizielle Delegation aus Nahariya.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer Städtepartnerschaft war der Besuch des aktuellen Bürgermeisters Ronen Marelly auf Einladung von Oberbürgermeister Partsch im November 2021. Anlass war die gemeinsame Teilnahme am Abschluss des Festjahres „100 Tage, 1700 Jahre! Jüdisches Leben in Darmstadt“ und die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den beiden Städten. Im Rahmen des viertägigen Aufenthalts fanden intensive Gespräche mit Oberbürgermeister Partsch und Stadtrat Michael Kolmer über die künftige Ausrichtung der Städtefreundschaft statt. Die Gäste zeigten sich zudem sehr beeindruckt von ihren Besuchen des Darmstädter UNESCO-Weltkulturerbes Mathildenhöhe und des Fraunhofer Instituts für Sichere Informationstechnologie (SIT). Im Oktober 2022 fand der Gegenbesuch von Oberbürgermeister Partsch in Nahariya statt. Dabei konnten beide Stadtoberhäupter ihren politischen wie persönlichen Kontakt festigen und sich über die Möglichkeiten und Vorzüge einer Städtepartnerschaft austauschen, da beispielsweise in den Handlungsfeldern ökologische Stadtregierung, Mobilität und Abfallentsorgung viele Anknüpfungspunkte für eine fruchtbare Zusammenarbeit bestehen.

Die Freundschaft zu Nahariya wird über die offiziellen politischen Kontakte hinaus durch bürgerschaftliche Aktivitäten begleitet und gestärkt. Zudem besteht ein großes Interesse an einer intensiveren Zusammenarbeit seitens der Jüdischen Gemeinde Darmstadt und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. Beide sind seit jeher wichtige Kooperationspartner der Wissenschaftsstadt Darmstadt und waren mehrfach am Besuchsprogramm im November 2021 beteiligt. Auch die Zivilgesellschaft in Nahariya hat großes Interesse an einem engeren Austausch und wird intensiv in die Partnerschaft eingebunden.

„Die Wissenschaftsstadt Darmstadt versteht sich als eine weltoffene Stadt, die sich auf nationaler und internationaler Ebene den globalen Herausforderungen stellt. In den letzten sechs Jahrzehnten baute Darmstadt, weit über den europäischen Rahmen hinaus, zahlreiche und vielfältige internationale Beziehungen auf, immer in dem Bewusstsein für eine gemeinsame globale Verantwortung. In einem einzigartigen Verhältnis steht Deutschland zu Israel. Dies ist begründet durch die Verantwortung Deutschlands für die Shoa, dem systematischen Völkermord an etwa sechs Millionen europäischen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Seit der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Mai 1965 haben sich die deutsch-israelischen Beziehungen sowohl auf offizieller Ebene als auch im zivilgesellschaftlichen Bereich kontinuierlich intensiviert und vertieft. Die einzigartigen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind ein Grundpfeiler der deutschen Außenpolitik. Deutschland steht ein für das Existenzrecht des Staates Israel. Es fördert als Partner in der EU die Friedensbemühungen im Nahen Osten und setzt sich innerhalb der Vereinten Nationen für einen fairen Umgang mit den Konfliktparteien ein. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt verfolgt diese Ziele gleichermaßen. Sie legt schon immer großen Wert auf eine lebendige Erinnerungskultur sowie auf die Beziehung zur jüdischen Gemeinde und zu ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern und deren Nachkommen“, so Partsch.

Im Juni 2016 beschloss der Darmstädter Magistrat den Beitritt zur internationalen Kampagne „Mayors United Against Antisemitism“ des American Jewish Committee (AJC) und bekräftigte damit seine Grundhaltung zu einer Null-Toleranz-Politik im Kampf gegen Antisemitismus und zur Gewährleistung der Sicherheit jüdischer Gemeinden. In einem weiteren Schritt unterzeichnete Oberbürgermeister Partsch im März 2021 auf Initiative des Ramer Instituts, zugehörig zum Berliner Büro des AJC, eine gemeinsame Erklärung deutscher Stadtoberhäupter gegen Antisemitismus, mit der sie sich verpflichteten, das friedliche Zusammenleben aller Menschen, unabhängig von religiösen und politischen Einstellungen sowie kulturellen Hintergründen in ihren Städten sicherzustellen.

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