zum Buch des Monats Mai 2024 wurde Markus Berges "Irre Wolken" gewählt, erschienen im Verlag Rowohlt Berlin: ISBN 978-3-446-27942-1, Preis EUR 24,00
Ein junger Mann tritt sein Freiwilliges Soziales Jahr an, als Pfleger in der geschlossenen Abteilung einer Psychiatrie. Seine Beweggründe kann man ahnen, etwa als stillen Protest gegen die Art, wie in seinem Elternhaus über psychisch Kranke und eben jene Einrichtung gesprochen wird. Und überhaupt als Kritik an der Welt, in der er sich bewegt.
Markus Berges, Sänger und Texter der Band „Erdmöbel“, nimmt in seinem Roman „Irre Wolken“ die Perspektive eines Jugendlichen ein, der sich im Tschernobyl-Sommer 1986 in Anne verliebt, ausgerechnet eine Patientin der Klinik, in der er arbeitet. Dass und wie er daran wächst, die Regeln der Einrichtung zu hinterfragen, zeigt Berges in seinem überlegen komponierten Roman ebenso wie die Abgründe einer solchen Liebe. Denn der Erzähler weiß nie, in welchem Zustand er Anne treffen wird, welche Nähe sie will oder welche Distanz sie braucht und aggressiv einfordert. Er selbst macht in den Monaten, von denen er berichtet, eine Wandlung durch, innerlich wie äußerlich, und auch das Land, von dem er berichtet, ist nach Tschernobyl nicht mehr dasselbe.
Ein mit leichter Hand erzählter, abgründiger und immer wieder äußerst komischer Roman: das Buch des Monats Mai 2024 der Darmstädter Jury.
Darmstädter Jury „Buch des Monats e.V.", Tilman Spreckelsen
Buchempfehlungen aus Darmstadt
Seit 1952 trifft sich regelmäßig eine unabhängige Jury aus Schriftstellern, Journalisten und Literaturkritikern, um aus der Vielzahl der Neuerscheinungen ein Buch besonders hervorzuheben, dessen literarische Qualität es verdient, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Institutionelle Basis für die ehrenamtliche Arbeit der Darmstädter Jury ist der Verein "Buch des Monats", der am 4. Oktober 1957 von den Gründungsmitgliedern und Juroren Editha Beckmann, Karl Friedrich Borée, Bernhard von Bretano, Kasimir Edschmid, Rudolf Goldschmidt, Ernst Johann, Heinz-Winfried Sabais, Hans-Joachim Sperr, Franz Thiess, Hermann Trog und Fritz Usinger nach fünfjähriger Jurytätigkeit ins Leben gerufen wurde. Mitglieder dieses Vereins sind außerdem weitere Autoren, auch Buchhändler, Verlage sowie literarische interessierte Personen.
Ihre Aufgabe sieht die Jury vor allem darin, belletristische Bücher auszuwählen, die eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. Mit der Auszeichnung „Buch des Monats“ soll diesen Büchern zu einer größeren Verbreitung verholfen werden. Dabei fällt die Wahl nicht unbedingt auf literarische Bestseller. Es sind eher die stilleren Büchern, die den Juroren besonders auffallen. Manches Buch wird durch die Auszeichnung „Buch des Monats“ erst erfolgreich. Nicht Trends bestimmen das Votum, es ist allein die literarische Qualität. Die unterschiedlichsten Formen in der ganzen Breite des Genres – Erzählung, Roman, Lyrik, Reisebeschreibung, Essay, Tagebuch, Briefe und auch Memoiren – werden berücksichtigt.
Fast lückenlos ist die monatliche Auszeichnung seit Oktober 1952 verliehen worden, nur im Juli 1955 und im Juli 1956 gab es kein „Buch des Monats“.
In der Reihe „Darmstädter Schriften“, herausgegeben vom Kulturamt – Magistrat der Stadt Darmstadt sind bisher vier Publikationen zum Buch des Monats, Nr. 12 (1962), Nr. 15 (1965), Nr. 53 (1986) und Nr. 71 (1997), erschienen. In diesen Dokumentationen sind die bis 1997 ausgezeichneten Buchtitel festgehalten, Erläuterungen aus der Praxis der Jury sowie Einführungen zu ausgewählten Büchern und Leseproben, darüber hinaus auch die Biographien der Jurymitglieder nachzulesen.